Kein Ende der Flut in Sicht

■ In China kann die Millionenstadt Harbin nur noch über eine einzige Brücke versorgt werden

Peking (dpa) – Neue Krise in Chinas Hochwassergebieten: Im Norden durchbrachen die Fluten gestern einen Deich, der bislang die Millionenstadt Harbin vor dem Fluß Songhua schützte. In Zentralchina steht am Jangtse mittlerweile ein Gebiet so groß wie Portugal unter Wasser. Und immer noch ist kein Ende der Katastrophe abzusehen. Seit gestern morgen gingen am Oberlauf des drittgrößten Flusses der Welt wieder sintflutartige Regenfälle nieder.

Harbin, die Hauptstadt der Provinz Heilongjiang und ein wichtiges Zentrum der Schwerindustrie mit neun Millionen Einwohnern, konnte nur noch über eine letzte Brücke versorgt werden. Da für Freitag eine weitere Flutwelle des Songhua mit neuen Höchstständen erwartet wurde, plagten sich mehr als 300.000 Soldaten und Zivilisten damit, die Deiche der Stadt zu verstärken. 50 Kilometer flußaufwärts zerstörte der Songhua drei Schleusentore. Zurückfließendes Wasser überschwemmte daraufhin ein großes Gebiet mit mehreren Salzstöcken. Danach war auch der Flughafen von Harbin bedroht.

In der Millionenstadt Wuhan in Zentralchina erwarteten die Behörden für gestern abend die sechste Flutwelle des Jangtse. An mindestens 47 Stellen seien Tausende Soldaten und Zivilisten bemüht, Deichbrüche zu verhindern, indem sie die aufgeweichten Wälle verstärkten.

Die Produktion in Chinas größtem Ölfeld weiter im Norden sank wegen der Überflutung weiter um 84.000 Barrel. 15.000 Soldaten hatten vergeblich versucht, einen Hauptdeich der benachbarten Millionenstadt Daqing zu reparieren. Die Behörden hätten den Damm 200 Kilometer südwestlich der Stadt schließlich aufgegeben, berichtete das staatliche Radio. Der Nen floß gestern ungehindert in die Stadt Xingzhan, 12.000 Menschen mußten evakuiert werden. In der Provinz Jilin schloß das Hochwasser über 40.000 Menschen ein. In der Inneren Mongolei starben 81 Menschen in den Fluten.