■ Mit Akkus auf du und du
: Öko-Top, Öko-Flop

Berlin (taz) – Akkus boomen. Gameboy, Rasierer oder Fahrradlampe: Kaum ein Elektro-Kleingerät kommt heute noch ohne die wiederaufladbaren Energiequellen aus.

Doch mit der mobilen Stromversorgung wächst auch die Gefahr für die Umwelt – zumindest, solange die falsche Quelle für die Musik aus dem Discman sorgt. In den Ladenregalen stehen momentan zwei Akku-Typen: die bekannten Nickel-Cadmium-Teile und Nickel-Metallhydrid-Akkus (NMA), die schwer zu finden und bei den Endverbrauchern weitgehend unbekannt sind.

Dabei schlägt der NMA seinen älteren Bruder in vielen Punkten. Größter Öko-Bonus ist der Verzicht auf das giftige Schwermetall Cadmium, das aufwendig recycelt werden muß und oft genug mit den alten Akkus auf der Müllkippe landet – nicht mal jeder zweite kommt zum Sondermüll. Zudem kann der NMA bis zu 1.000mal neu aufgeladen werden, ist kaum vom Memory-Effekt betroffen, verliert bei der Lagerung nur halb soviel Spannung und liefert mit einer Ladekapazität von 1.300 bis 3.000 Milliampere doppelt so lange Strom wie der Nickel-Cadmium-Akku.

Einziges, aber für viele entscheidendes Gegenargument: Mangels Nachfrage sind NMA wesentlich teurer. Ökologisch der Sieger, aber ökonomisch ein Flop, lautet dementsprechend das Fazit von Verbraucher- und Umweltschützern. Abhilfe schaffen könnte da nur ein gesetzliches Verbot für die Nickel- Cadmium-Variante. Dazu aber konnte sich der Bund bislang nicht durchringen. „Eine ganze Industriebranche“, gab das Umweltbundesamt zur Auskunft, hänge an dem alten Akku. Außerdem könne man die Verbraucher nicht zwingen, neue Ladestationen zu kaufen.

Ganz schwermetallfrei sind übrigens Lithium-Ionen-Akkus, die noch öfter aufgeladen werden können und gar nicht vom Memory-Effekt betroffen sind. Sie powern bis jetzt allerdings nur in Handys und Apple- Laptops.

Den nächsten Schritt mobiler Energieversorger bereitet momentan im Auftrag der US- amerikanischen Streitkräfte das Massachusetts Institute of Technology vor: Miniturbinen von vier Millimeter Durchmesser sollen Handys und Laptops der GIs auf dem Schlachtfeld der Zukunft einsatzbereit halten. Rüdiger Haum