Versicherungskonzerne vor Einigung

■ Kommission für Entschädigung von Holocaust-Opfern im Gespräch

Hamburg (dpa/taz) – Führende deutsche und andere große europäische Versicherungskonzerne stehen vor einer außergerichtlichen Einigung über die Entschädigung von Holocaust-Opfern. „Wir sind optimistisch, in den nächsten Tagen oder Wochen einen Abschluß zu erreichen“, sagte ein Sprecher der deutschen Allianz AG in München. Es geht im Kern um eine Grundsatzvereinbarung über den Einsatz einer internationalen Kommission. Sie soll die Höhe der Zahlungen aus Versicherungs- und Rentenansprüchen von Holocaust-Opfern festlegen.

US-Versicherungskommissare und jüdische Organisationen verhandelten am Wochenende mit Versicherungsgesellschaften, darunter die Allianz, berichtete die Süddeutsche Zeitung. Bei den laufenden Gesprächen sollen zwei Alternativen diskutiert werden: Entweder treten die Versicherer dem Memorandum der Zürich Versicherung bei oder übernehmen den Tenor des Abkommens, das der italienische Versicherungskonzern Generali am vergangenen Mittwoch unterzeichnet hat. Generali will NS-Opfer mit 100 Millionen Dollar (180 Millionen Mark) entschädigen.

Bei der Deutschen Bank soll es bereits Anfang September zur Frage der Entschädigung von NS- Opfern zu einem Spitzengespräch kommen, schreibt der Spiegel. Außerdem müßten sich etliche deutsche Industrieunternehmen auf Klagen aus Amerika einstellen. Wie das Nachrichtenmagazin weiter berichtet, wollen sich Anfang September in Frankfurt der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Rolf Breuer, und Israel Singer, Generalsekretär des World Jewish Congress, treffen. Hintergrund: Seit Juni ist in New York eine Sammelklage auf Zahlung von 18 Milliarden Dollar (derzeit 32,5 Milliarden Mark) Entschädigung gegen die Deutsche Bank und die Dresdner Bank anhängig. Am 7. Oktober soll das Verfahren gegen die Banken eröffnet werden.