Späth sind seine Ingenieure zu alt

■ Der Alt-Ministerpräsident wünscht sich „junge Techniker“ für seine Jenoptik AG – die läuft gut, aber schlechter als erhofft

Berlin (taz) – Pünktlich zur Berufung in Kohls „Beraterkreis für Zukunft und Innovation“ konnte Jenoptik-Chef Lothar Späth gestern seine Kompetenz in Sachen Wirtschaft zur Schau stellen. Das Geschäft läuft gut: Späth konnte zusätzlich knapp 2.500 Mitarbeiter mehr in Lohn und Brot nehmen – damit arbeiten jetzt 8.500 Leute bei der Jenoptik AG. Allerdings möchte Späth alte Angestellte loswerden. „Ein Technologieladen braucht junge Ingenieure und Techniker“, sagte der 60jährige Alt-Ministerpräsident von Baden- Württemberg. Möglich sei dabei eine Abfindungsregelung für Ältere, erklärte Späth nebulös.

Bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz der Jenoptik AG mußte der Vorstandsvorsitzende Späth allerdings seine Gewinnerwartung für 1998 nach unten korrigieren. Hatte Späth im Frühjahr noch von mehr als 70 Millionen Mark Ertrag geschwärmt, rechnete er neuerdings nur noch mit 60 Millionen. Die fehlenden 10 Millionen Mark muß Späth in die Umorganisation der Telekommunikationstochter Krone stecken.

Die Halbjahresbilanz des von Späth mit Hilfe von Milliarden an Steuergeldern sanierten Betriebs ist dennoch erfeulich: Der Umsatz erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 46 Prozent von 710 Millionen auf gut eine Milliarde Mark. Dies Zahl ist allerdings geschönt durch den Kauf und Verkauf von Tochterunternehmen. Rechnet man das heraus, bleiben dennoch stolze 12 Prozent als reale Umsatzsteigerung übrig.

Positives konnte Späth auch über die Auftragslage verkünden. Der Gesamtwert an Aufträgen für die drei Unternehmensbereiche Jenoptik habe sich um 43 Prozent auf 3,2 Millarden Mark gesteigert. Der Verlust im halbjährlichen Betriebsergebnis fiel mit 9,7 Millionen Mark wesentlich geringer aus als vor einem Jahr (25 Millionen Mark).

Die Verkleinerung des Defizits im Betriebsergebnis verdankt die Firma größtenteils dem Verkauf von Grundstücken, die sie im Zuge der Sanierung zugesprochen bekam. Normalerweise werden Grundstücksverkäufe als außerordentlicher Ertrag ausgewiesen und gehen bei der Bilanzierung nicht in das Betriebsergebnis ein. Damit soll verhindert werden, daß das Ergebnis einmalig „geschönt“ werden kann. Daß Jenoptik anders vorgehe, bewerteten Analysten als „überraschend“. Es sei damit zu rechnen, daß auch in den kommenden Jahren der Grundstücksverkauf eine der wichtigsten Einnahmequellen für Jenoptik bleibe.

Stabil, so Späth, sei auch das Geschäft im krisengeschüttelten Asien. Jenoptik ist am stärksten in Taiwan und Singapur vertreten, die von Währungsturbulenzen und deren wirtschaftlichen Folgeschäden bislang weitgehend verschont geblieben sind. Selbst beim Anlagenbau für Chipfabriken habe Jenoptik keinerlei Gewinneinbrüche hinnehmen müssen, erklärte Späth. Durch langfristige Aufträge wirke sich der derzeitige Einbruch im Halbleitermarkt nicht auf die Jenaer Firma aus. Rüdiger Haum