Softcore und Real Gore

■ Der Umzug ins Cinemaxx hat dem Fantasy Filmfest nicht wirklich geschadet. Gestern ging es zu Ende – eine Bilanz

Die Augenränder der Hamburger Horror-Fans sind inzwischen wohl so schwarz wie die Abgründe in den gezeigten Filmen. Hans-Peter Jansen, Mitorganisator des Fantasy Filmfests, hält mit seinen Glücksgefühlen trotzdem nicht hinterm Berg: „Ich bin nicht nur zufrieden, ich bin glücklich.“ Gut drei Dutzend Produktionen liefen bis gestern im Cinemaxx, doch obwohl die Auslastung nicht größer war als 1997, ist die Freude enorm. Denn natürlich hätte die Kinoschau im 12. Jahr ihres Bestehens den Bach runtergehen können. Nicht unbedingt deshalb, weil der Horrorfilm in der Krise steckt, eher weil sich seine Klientel inzwischen unübersichtlich auf-splittert. Wer wie welche Schocker konsumiert, läßt sich nicht recht aufschlüsseln, und das Filmfest muß auf diese nebulöse Situation reagieren. Da fällt es schwer, ein Programm zu erstellen, das gleichermaßen der Popularisierung und dem genuinen Horror gerecht wird.

Der Umzug ins protzige Cinemaxx ist natürlich als Verweis auf die Mainstream-Werdung des Genres zu lesen. „Das Festival wird nächstes Jahr auf jeden Fall wieder im Cinemaxx stattfinden“, beteuert Jansen. Zwar sei so nicht wirklich ein neues Publikum erschlossen worden – wie letztes Jahr liegt die Gesamtbesucherzahl um 10.000 –, doch die Infrastruktur sei einfach optimal. „Wir konnten auf den Besucherstrom reagieren, bei einer ausverkauften Veranstaltung gingen wir kurzfristig in einen größeren Saal.“ Besonders froh ist Horror-Veteran Jansen darüber, daß auch die Zahl der Dauerkartenbesitzer konstant geblieben ist – ein Indiz dafür, daß die Nerds mit den dreckigen T-Shirts und den noch dreckigeren Lachen weiterhin dabei sind.

Obwohl aus der eingeschworenen Gemeinde auch „Ausverkauf“-Rufe zu vernehmen sind. Tatsächlich läßt sich am diesjährigen Filmfest kritisieren, daß eine Reihe von Softcore-Produktionen gezeigt wurden, die zeitgleich Bundesstart hatten, Wild Things etwa oder der gestrige Abschlußfilm Dark City. Auch die aufs Arthouse-Kino zielenden Arbeiten im Stil des Eröffnungsbeitrags Serial Lover trüben den Real Gore. Dafür waren mit John Carpenter oder Brian Yuzna alte Recken vertreten. Und daß das Fantasy Filmfest um Kommerzialität bemüht ist, sollte niemanden stören: Geld und Horror haben sich eigentlich immer ganz gut vertragen. Christian Buß