„Angstgefühle sind lästig. Aber es passiert ja kaum was.“

■ Polizei und Senioren stellen Modell vor: Senioren-Sicherheitsberater sollen alten Leuten die Angst nehmen

Weißhaarig und resolut sitzt die 84jährige Anne-Marie Griese im zweiten Stock des Polizeihauses und protestiert: „Ich fühle mich gar nicht bedroht!“ Polizeipräsident Rolf Lüken nickt und unterstützt das Lebensgefühl der Deutschpolin, die mit großem Genuß von mitternächtlichen Touren durchs Viertel erzählt, wohlwollend mit einer Tatsachenbehauptung: "Angstgefühle sind lästig – aber es passiert ja eigentlich nichts.“

Anne-Marie Griese hat sich jetzt zur Senioren-Sicherheitsberaterin ausbilden lassen – gemeinsam mit weiteren 14 RuheständlerInnen der Bremer Seniorenvertretung. An vier Seminartagen erfuhren die alten Damen und Herren, was zu tun ist, wenn die Türglocke schellt, und daß Einbrecher meistens tags durch die offene Terrassentür kommen; sie lernten, ihre Handtaschen wegen der Fahrradräuber immer häuserseits zu tragen, und wie man sich durch gesunde Nachbarschaftshilfe und „Sozialkontrolle“ (Rolf Lüken) von der „subjektiven Bedrohung“ befreit.

Denn so groß sind die Gefahren für alternde BremerInnen gar nicht, war die Botschaft aus dem Polizeihaus. 183 Handtaschendiebstähle gab es 1997 – Tendenz rückläufig. Statistisch gesehen, seien ältere Menschen vergleichsweise wenig gefährdet: Nur jedes 15. Opfer eines Überfalls ist über 60 Jahre alt.

Die 15 Senioren-SicherheitsberaterInnen, alle schon mit langjähriger Erfahrung in kommunaler Vermittlungsarbeit, werden die Botschaften weitergeben – auch die 73jährige Dora Knübel, die als einstige Personalreferentin bei Messerschmidt-Bölkow noch immer die Seniorenvereinigung der heutigen Eurospace leitet. Denn, so ihre neue Kollegin Ellinor Jorek: „Wenn Freundinnen von mir, gestandene Frauen, die ja auch nicht hinter dem Ofen groß wurden, sich nicht mehr aus dem Haus trauen: Das ist doch schrecklich.

Adamski/ritz