Je kleiner, desto schädlicher

Batterien sind praktisch, doch wie lassen sie sich korrekt loswerden? Neues Gesetz verpflichtet Händler zu Sammelbehältern  ■ Von Heike Haarhoff

Sie lassen Armbanduhren ticken, geben Walkmen eine Stimme und ferngesteuerten Spielzeugautos Geschwindigkeit: Batterien sind praktisch, rund oder oval und gewöhnlich nicht sehr teuer. Der Ärger mit ihnen beginnt meistens erst, wenn die kompakten Energiespeicher ihren Geist aufgeben. Denn die ökologisch bewußt denkende VerbraucherIn weiß, daß in Batterien Quecksilber und andere umweltschädliche Schwermetalle lagern. Wohin – wenn nicht in die Hausmülltonne – also mit dem Zeug?

Zu uns, ruft die Stadtreinigung Hamburg, genauer gesagt zu den acht städtischen Recyclinghöfen. Dort wurden und werden Batterien aus privaten Haushalten kostenlos angenommen, nach Schadstofffraktionen getrennt und anschließend – falls sie recycelbar sind – Verwertungsfirmen zugeführt, die Quecksilber, Nickel oder Cadmium herauslösen und daraus neue Batterien herstellen. Die Energiezellen, die zu nichts mehr zu gebrauchen sind, „beseitigt“ die Stadtreinigung auf ihre Kosten – früher eher auf Deponien, inzwischen in ihren Müllöfen.

Bis zu 20 Kilo Altbatterien pro Person und Annahmetag dürfen abgegeben werden. „Mehr sollte man sowieso nicht zu Hause lagern“, rät Reinhard Fiedler, Pressesprecher der Stadtreinigung. Auch Schulen können ihre Altlasten auf den Recyclinghöfen kostenlos loswerden; von Gewerbetreibenden hingegen verlangt die städtische Müllabfuhr ein Entgelt für die Entsorgung.

Im vergangenen Jahr sammelte die Stadtreinigung auf diese Weise 30 Tonnen Trockenbatterien von Privathaushalten in Hamburg sowie 30 Tonnen von Gewerbetreibenden. Dazu kamen 400 Tonnen Kfz-Batterien aus Privathaushalten. Die abgegebenen, kaputten Nickel-Cadmium-Akkus wogen eine Tonne. Von den winzigen Knopfzellenbatterien aus Fotoapparaten, Taschenrechnern oder Hörgeräten, für die die Faustregel gilt, je kleiner, desto schädlicher, wurden „einige 100 Kilogramm abgegeben“, so Fiedler. Dabei, so der Müllexperte, ließe sich auch diese Menge noch verringern. „Es gibt inzwischen sehr gute Solar-Taschenrechner.“ Überdies seien Ackus in jedem Fall besser als Trockenbatterien, auf die man, so Fiedler, „wirklich nur im Ernstfall“ zurückgreifen sollte. Diese Trockenbatterien können übrigens auch – im Gegensatz zu allen anderen, weil meist schadstoffhaltigeren Batterien – beim Umweltbus, der regelmäßig durch die Stadtteile tourt, ökologisch korrekt in die Tonne gehauen werden.

Gekauft, verbraucht, weggeworfen – so war der Kreislauf der Batterie jahrelang, und so soll es nicht bleiben. Denn die Sache, das jedenfalls fanden viele Umweltschutzverbände und am Ende selbst die Bundesregierung, hatte einen Haken: Die Abgabe und Beseitigung der Altbatterien war freiwillig, unkontrolliert, und ging fast ausschließlich auf Kosten der Kommunen, denen die Abfallentsorgungspflicht obliegt. Die Rücklaufquote der verbrauchten Batterien, so die bundesweite Statistik, liegt derzeit bei lediglich 30 Prozent. Von den gesammelten Batterien wiederum werden nur 20 Prozent wiederverwertet, der Rest wird verschrottet.

Könnte mehr sein, argumentierte die Bundesregierung und erließ eine neue Batterieverordnung, kurz BattV. Sie soll es den VerbraucherInnen erleichtern, ihre alten Gerätebatterien ökologisch korrekt und nicht mehr im Hausmülleimer zu entsorgen. Das heißt: Jedes Geschäft und jede Tankstelle, die Batterien verkaufen, müssen ab dem 1. Oktober Sammelbehälter für Batterien bereithalten. Die großen Hersteller (Varta, Duracell, Ralston, Saft, Philips, Sanyo, Sony, Panasonic) sowie der Zentralverband der Elektro- und Elektronikindustrie ihrerseits haben sich verpflichtet, ein gemeinsames Rücknahmesystem ähnlich dem Dualen System zu entwickeln und dazu im Juli in Hamburg die Stiftung Gemeinsames Rücknahmesystem Batterien gegründet. „Wir“, erklärt deren Vorstand Günter Lührsen, „werden dafür sorgen, daß die Sammelbehälter für die Batterie-Gemische vorhanden sind, von Entsorgungsfachbetrieben abgeholt und in Sortieranlagen nach Schadstofffraktionen getrennt werden.“

Die Stiftung hofft, durch aufwendigere Trennverfahren als bisher künftig bis zu 50 Prozent der Batterien wiederverwerten zu können. Dazu müssen auch neue Sortieranlagen gebaut werden. Bewerbungen aus mehr als 100 Kommunen, sagt Lührsen, lägen bereits vor. Ob Hamburg einen Zuschlag erhält, „wissen wir nicht“.