Eine Zangengeburt mit Notstromaggregat

■ Im hundertsten Spiel gelang den Devils mit 41:20 ein Jubiläumssieg über Hanau

Rechtzeitig zu ihrem 100. Spiel kehrten die Hamburg Blue Devils in ihr allerdings noch nicht fertiggestelltes Heimatstadion im Volkspark zurück. Vor 10.200 ZuschauerInnen gewann die erfolgreichste Hamburger Football-Truppe 41:20 gegen die Hanau Hawks. Ausgerechnet in ihrem Jubiläumsspiel zeigten sich die Blauteufel nicht gerade von ihrer besten Seite. Selbst Vereinspräsident Axel Gernert nannte es einen Arbeitssieg: „Die Rückkehr an unsere Geburtsstätte war eine Zangengeburt.“

In den beiden ersten Quartern konnten die Hanauer Falken noch gut mithalten. Erst nach der Pause und einer viertelstündigen Unterbrechung, weil die beiden Flutlichtmasten ihren Geist aufgaben, bauten die Blue Devils ihren knappen Halbzeitstand von 21:20 auf 41:20 aus. Ein Hauptstromkabel war bei Erdarbeiten beschädigt worden. In knapp einer Stunde mußten zwei Notstromaggregate besorgt werden, damit das Match nicht für die Hessen gewertet werden konnte. Bester Blauteufel war Bruce Reid mit Al-Bundy-mäßigen vier Touchdowns. „Hanau war stark. Wir mußten alles zeigen, um dieses Spiel zu gewinnen“, gab er zu Protokoll, und auch Headcoach Chris Merrit erkannte: „Erst in der zweiten Hälfte hat unsere Defense konzentriert gearbeitet.“

100 Spiele, 76 Siege, 22 Niederlagen und zwei Unentschieden, einmal Deutscher Vize-Meister, einmal Deutscher Meister und drei Eurobowl-Siege in Folge, das ist die sportliche Bilanz der Blue Devils in sechs Jahren. Aber auch 100 Spiele lang die gleiche Show: Während die Spieler auf dem Rasen ihren Gegnern das Leben zur Hölle machen, versüßen die Cheerleader, die Blue Angels, den Fans die Zwischenzeit mit ihren Künsten, darunter der berüchtigte kollektive Hüftschwung. Das ganze untermalt mit dem stets gleichen Musik-Mix à la „Feten Hits non stop“: Oldies, deutsche Schlager, Rock, gelegentlich mit aktuellen Hits aufgefrischt. Den Fans gefällt es, kommen doch im Schnitt inzwischen um die 11.000 zu jedem Spiel. Und damit auch das 101. Spiel wie gewohnt abläuft, kommen die Hanau Hawks zum ersten Playoff-Spiel am nächsten Sonnabend schon wieder in die Hansestadt – und hoffen wahrscheinlich vergeblich auf einen Sieg. Wie gewohnt.

Edwin Feindt