Die Nacht der Perücken und Stöckelschuhe

■ Bei „Wigstöckel 98“ feiern sich Drags, Transsexuelle und Homo-Szene in großem Stil

Den großen Auftritt hatten die Gäste von „Wigstöckel 98“ am Samstag schon am Eingang der Columbia-Halle: Szene-Star Ovo Maltine begrüßt mit rosa Riesenperücke (ihr Wahlkampfoutfit für Homo 2000) die Ankommenden mit Küßchen – vor laufender Kamera des Privatsenders TV.B.

Vor der großen Show ab Mitternacht – 28 Auftritte in drei Blöcken bis vier Uhr morgens – ist der Platz vor der Bühne frei für alle. Ein riesiger Schleier schwebt auf der Tanzfläche, die dazugehörige Diva hat sich in ein zu knappes knallgrünes Minikleid gezwängt. Am anderen Ende der Tanzfläche wippen Pfauenfedern über den Köpfen, darunter wiegt sich ein kleiner Aztekenkönig im Takt.

„Wigstock“, das Festival der Drags, Transsexuellen, Lesben und Schwulen in New York, ist der Namensgeber von „Wigstöckel“. Die Party, auf der nicht nur Perücken und Stöckelschuhe wichtig sind und auf der alle Szenestars von Bridge Markland über Cora Frost bis Ades Zabel auftreten, beglückt dieses Jahr zum dritten Mal die artenreiche Szene Berlins. Im letzten Jahr drängten sich 900 BesucherInnen im überfüllten SO 36, „dieses Jahr“, so Pressesprecherin und Künstlerin Chou–Chou de Briquette, „werden es wohl so 1.200 sein“.

Der große Eröffnungssong ist „Viva la Diva“ von Grand-Prix- Gewinnerin Dana International, präsentiert in wunderschöner Playback-Show von „Drama National“. Die beiden Kölner Moderatorinnen Annette Küppersbusch und Wanda Rumor führen durch die Partynacht – geschult durch die „Rosa Sitzung“ im schwul-lesbischen Karneval. Zwei Gehörlosendolmetscherinnen übersetzen die Moderation und sogar die englischen Liedtexte in Gebärdensprache.

Insgesamt ein sehr gelungener Abend, der aber unter der Fülle der Auftritte leidet. Vielleicht hätte die Jury des unabhängig organisierten Festivals noch mehr Strenge bei der Auswahl walten lassen sollen. Elke Eckert