■ Kommentar: Potsdamer Verhältnisse
In Berlin ist derzeit nur die Museumsinsel ein heißer Anwärter, mit dem Unesco-Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet zu werden. Wenn nun freilich der Senat plant, den erst im Juni gestellten Antrag auf Aufnahme ins Weltkulturerbe der Unesco hinauszuschieben, um der Stiftung Preußischer Kulturbesitz höchst umstrittene bauliche Veränderungen zu ermöglichen, sollte er wissen, was er damit riskiert. Das Beispiel Potsdam müßte den wankelmütigen Berlinern eigentlich zu denken geben: So leicht läßt sich die Unesco-Kommission nicht hinters Licht führen.
Schließlich ist die Kommission zum „Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ nicht irgendein dahergelaufener Verein. Seit 1972 die World Heritage Convention verabschiedet wurde, haben 152 Staaten diese Übereinkunft unterzeichnet. Man tut wohl niemandem unrecht, wenn man unterstellt, daß die meisten davon in nicht ganz uneigennütziger Absicht ihr Placet gaben. Vielmehr hoffen sie, selber einmal mit den eigenen Kulturgütern auf der exklusiven Liste aufzutauchen.
Entsprechend streng ist das Auswahlverfahren, entsprechend illuster die Gesellschaft, wenn der Antrag abgesegnet ist. Zum Weltkulturerbe etwa gehören die Ruinen von Pompeji, die Altstadt von Carcassonne mit ihrer mittelalterlichen doppelten Ringmauer oder der Geburtsort Buddhas in Nepal. In Deutschland zählen dazu unter anderem der Aachener Dom, die Wallfahrtskirche Wies bei Steingaden und die Bauhaus-Bauten in Weimar und Dessau.
Wie schnell man sich andererseits auf der Roten Liste des bedrohten Weltkulturerbes wiederfinden kann, das haben gerade eben jene Potsdamer erfahren dürfen, die in ihre geschützte Schlösser- und Gärtenlandschaft das überdimensionierte Potsdam-Center plazierten. Ulrich Clewing
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