Die Aids-Gefahr ist nicht gebannt

■ Verbessert hat sich aber die Prognose der Betroffenen, die heute in der Regel länger überleben. Nach Aids-Aktionswoche Kurswechsel in Sozial- und Gesundheitspolitik gefordert

Die Aids-Gefahr ist nicht gebannt. Trotz Therapieerfolgen und verbesserter Medikamente bleibe die HIV-Infektion eine tödliche Krankheit, sagte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Aids- Hilfe (DAH), Stefan Etgeton, zum Abschluß einer Aktionswoche „HIV im Dialog“ in Berlin. Verbessert habe sich jedoch die Prognose der Betroffenen, die heute in der Regel länger überlebten.

Weltweit sind laut Deutscher Aids-Hilfe derzeit 31 Millionen Menschen mit HIV infiziert. Täglich würden sich 16.000 Menschen neu anstecken, darunter seien 1.600 unter 15 Jahre alt. Nach wie vor seien die Länder der Dritten Welt besonders betroffen, sagte Uli Meurer von der Deutschen Aids-Hilfe. Allerdings steige in Osteuropa die Zahl von HIV-Neuinfektionen dramatisch an. Die deutsche Politik müsse auch „gesamteuropäische Verantwortung“ wahrnehmen, indem Erfahrungen mit osteuropäischen Ländern ausgetauscht und erprobte Konzepte auf ihre Übertragbarkeit geprüft werden, forderte die Deutsche Aids-Hilfe.

„Aids-Prävention und Aids- Krankenversorgung können als Modell für die Modernisierung des gesamten Gesundheitswesens dienen“, sagte Rolf Rosenbrock vom Wissenschaftszentrum Berlin. Im Unterschied zur gängigen Tendenz, „Eigenverantwortung“ mit höherer Kostenbeteiligung der Patienten gleichzusetzen, habe die Arbeit der Aids-Hilfe gezeigt, daß die Förderung der Selbstbestimmung von Patienten zu mehr Wohlbefinden und Mitverantwortung führe.

Die Deutsche Aids-Hilfe forderte „einen grundlegenden Kurswechsel in der Sozial- und Gesundheitspolitik, der am zentralen Wert der individuellen Lebensqualität orientiert ist“. Mit Sorge würden die Kürzungen im Sozialbereich und „die schrittweise Auflösung der Solidargemeinschaft“ betrachtet, heißt es in einer Erklärung einer Vollversammlung von rund 400 Menschen mit HIV und Aids, die ebenfalls im Rahmen der Aktionswoche stattfand. Das Gremium setzte sich für „die Einführung einer steuerfinanzierten bedarfsgerechten Grundsicherung für alle“ ein. Es müsse gewährleistet werden, daß Niedrigverdiener am medizinischen Fortschritt teilhaben können. ADN