Moderne Helden

■ Eine Sonderausstellung würdigt beste Jungunternehmer bundesweit

Mit einer neu aufgemachten Pommes-Bude kann man da nichts gewinnen: Die Sonderausstellung „Messe der Helden“, Highlight der ersten deutschen Existenzgründertage, zeigt „die wahren Leistungsträger der modernen Gesellschaft“, „Menschen mit Visionen für das Unternehmertum von morgen“. Schlicht solche, die den berüchtigten Ruck auf die Reihe gekriegt haben, den Bundespräsident Roman Herzog in seiner Berliner Rede gefordert hatte.

Die „Messe der Helden“ porträtiert die Unternehmen von dreizehn Gewinnern aus dreizehn Bundesländern, die Jungunternehmer selbst sollen als „lebende Beispiele erfahrbar sein“. Trendgemäß haben sich neun der Gewinner erfolgreich in der Dienstleistungsbranche etabliert: Erstellung von Web-Datenbanken, Telelearning, Objektorientierte Software-Entwicklung. Bei den Produktanbietern viel High-Tech, wenn man mal von den Knick- und Klebeuhren absieht: Ganz pfiffig war Corinna Dietrich aus Schleswig-Holstein, die mit ihrer Firma „Mobil-Werbeland“ unter den Gewinnerinnen ist. Ein Jahr lang hatte die gelernte Bankkauffrau an ihrem Konzept für Werbung auf Privatfahrzeugen gearbeitet, nun sind bereits 1.000 bunt beklebte oder mit Dachaufbauten versehene Fahrzeuge unterwegs. Während ihr Autoeigentümer die Bude einrennen, sind viele Firmen ob der neuartigen Methoden noch zögerlich. Corinna Dietrich wünscht sich nun einen Ruck der großen Firmen. Außerdem hat die Heroin in den letzten zwei Jahren so viele schlechte Erfahrungen mit der Existenzgründung gesammelt, daß sie nun ein Buch darüber schreiben möchte.

Am Anfang hatte sie keine Ahnung, wie schwierig das alles werden könnte: „Du mußt wie eine Eins hinter deiner Sache stehen. Man wird so oft niedergeboxt, und ein K.o. kann man sich auch nach der vierzehnten Runde nicht leisten.“ Geholfen hat ihr immer wieder ein Spruch ihres Vaters aus dem Poesiealbum: „Du kannst!“ Als Heldin sieht sie sich nicht, versteht das Motto der Sonderausstellung eher als Motivation für Menschen, die sich auf das Wagnis Existenzgründung einlassen wollen. In der Tat ist nicht alles so auf Hochglanz poliert, wie es die Heldenmesse suggeriert. In der Realität geht bis zu 30 Prozent der Existenzgründer bereits in den ersten fünf Jahren die Luft aus. Die meisten Unternehmensgründungen sind gar nicht so besonders innovativ: Es gibt eben auch Pommes-Buden, Handwerksbetriebe und kleine Geschäfte. Diesen Helden weht ein rauher Wind um die Ohren: Kreditunwillige Banken, oft geringe Verdienste und zahlungssäumige Kunden machen ihnen zu schaffen. Martin Reichert