Kassen rügen Ärzte

■ Ersatzkrankenkassen werfen Ärzteverband „Geldschneiderei“ vor

Als „Geldschneiderei“ haben die schleswig-holsteinischen Ersatzkassen den Vorschlag der Ärzteorganisation NAV-Virchowbund bezeichnet, wonach Patienten künftig für eine Facharztbehandlung zusätzlich 100 Mark zahlen sollen, wenn sie nicht von ihrem Hausarzt überwiesen worden sind. Für einen Hausbesuch sollen PatientInnen 30 Mark aus eigener Tasche zahlen. Der Vorschlag der Ärzteorganisation führe lediglich zu Mehrausgaben der Krankenkassen, da für den vorherigen Hausarztbesuch die übliche Ärztepauschale zusätzlich anfalle, kritisierten die Ersatzkrankenkassenverbände gestern. Bei einer Erkrankung müßten die Patienten die Gewähr haben, daß sie auch ohne Zuzahlung zu Hause vernünftig behandelt werden.

Auch die AOK sprach sich gegen den Vorschlag der Ärzteorganisation aus. Er beschneide die Rechte der PatientInnen und habe offensichtlich eine Honorarverteilung zwischen den einzelnen Arztgruppen zum Ziel. Der Vorschlag des Virchowbundes mute wie eine „Umklammerung“ der Patienten an. Eine rechtzeitig begonnene Facharztbehandlung könne helfen, Kosten zu sparen. „Und wer in der Nacht den ärztlichen Notdienst ruft, der wird in aller Regel seine Gründe dafür haben“, hieß es.

Kritik erntete der Vorschlag des Virchowbundes auch beim schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerium: „Wir wollen die Zuzahlungsschraube auf keinen Fall weiterdrehen“, sagte eine Sprecherin des SPD-geführten Ministeriums. Im Falle eines Wahlsiegs bei der Bundestagswahl am 27. September wolle die SPD ohnehin auf die Rücknahme von Zuzahlungen für medizinische Leistungen hinwirken. lno