Fett im Getriebe

■ Zwei sind einer zuviel: Der Streit zwischen Schiller Theater und Theater des Westens um das Erfolgsmusical „Grease“ geht weiter

Opernfreaks haben derzeit allen Grund zur Freude: Wer beispielsweise Mozarts „Zauberflöte“ hören möchte, der kann in diesen Tagen unter vier verschiedenen Aufführungen wählen. Dabei sind sich alle Beteiligten einig: Mit Fehlplanungen hat das nichts zu tun, mit kultureller Vielfalt dafür um so mehr.

In der Welt des Musicals dagegen herrschen offenbar andere Verhältnisse. Schon sehen manche einen Produzenten-„Krieg“ aufziehen. Grund: Sowohl das Theater des Westens als auch das Schiller Theater haben vor, noch in diesem Jahr das Stück „Grease“ herauszubringen. Und die Kontrahenten beharken sich nach Kräften, wenn auch mit wechselndem Erfolg. Gerade wurde eine von Schiller-Theater-Betreiber Wolfgang Bocksch beantragte einstweilige Verfügung vom Berliner Kammergericht in zweiter und letzter Instanz abgeschmettert. Aufstecken will der umtriebige Mannheimer deswegen noch lange nicht: „Wir behalten uns weitere gerichtliche Schritte vor“, kündigte Bocksch gestern auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz an. Schließlich gehe es, so der Musical-Produzent schmallippig, „um Schadensersatzforderungen in zweistelliger Millionenhöhe“.

Daß Bocksch mit einer solchen Klage durchkommt, bezweifelt allerdings sogar sein eigener juristischer Berater. „Wir müssen erst einmal prüfen, ob überhaupt ein Schaden vorliegt“, beschwichtigt Rechtsanwalt Paul Hertin. Die rechtliche Lage ist in der Tat verworren. Zum Kasus: Seit drei Jahren wird in Düsseldorf das Musical „Grease“ gespielt, vor kurzem wurde der einmillionste Besucher begrüßt. Da es eine langjährige Kooperation zwischen der „Grease-Promotion“-GmbH und dem Berliner Theater des Westens gibt, kam die Idee auf, das Stück vor Ablauf der Rechte am 31.12. 1998 zusätzlich in Berlin zu zeigen.

Einspruch, Euer Ehren! sagt jetzt Wolfgang Bocksch, der hinter dem Arrangement unlautere Absichten wittert. Bocksch macht geltend, seit dem 1. Juli im Besitz der Aufführungsrechte ab Januar 1999 zu sein. Geplant sei, „Grease“ anschließend mindestens drei Jahre lang am Schiller Theater aufzuführen. Das Berliner Intermezzo der Düsseldorfer Produktion so kurz vor der eigenen Inszenierung sei geschäftsschädigend, zumal „Grease Promotion“ lediglich berechtigt sei, das Stück in Düsseldorf aufzuführen. Er, Bocksch, sei jedenfalls fest entschlossen, seine Inszenierung vorzuziehen und nun bereits am 12. Dezember Premiere zu feiern. Dem wiederum widerspricht Andrea Friedrich, stellvertretende Geschäftsführerin der „Grease Promotion“, vehement: „Wir haben einen gültigen Aufführungsvertrag bis zum 31. Dezember, außerdem ist seit eineinhalb Jahren klar, daß wir „Grease“ auch in Berlin auf die Bühne bringen wollen.“ Die ganze Aufregung entbehre daher jeder Grundlage.

Entspannt sieht auch der Intendant des Theaters des Westens, Helmut Baumann, dem Fortgang der Dinge entgegen. Daß sich dem Berliner Publikum die Möglichkeit bietet, zweimal dasselbe Musical zu erleben, sei „ein Kuriosum“. Und überhaupt: „Wenn Grease am Theater des Westens gut läuft, dann wird das Stück auch im Schiller Theater gut laufen.“ Ulrich Clewing