Technische Obsession, ästhetische Stagnation

Die Gruppe „Z“ aus Belgien gehört zu den Pionieren der Web- Kunst. Sie hat seit 1995 immer wieder versucht, aus der Technik der jeweils neusten Browsergeneration herauszuholen, was nur möglich war. So liest sich auch ihr Werkkatalog wie eine kurze Geschichte des HTML-Formats. Während die ersten Werke „Home“ und „Vergin/Sucker“ noch mit der Version1.1 des Navigators von Netscape zurechtkamen, mußte es für „Love“ schon die Version2.0 sein. „I confess“ von 1997 war zuerst für den Navigator3 geschrieben und ist in diesem Sommer für die Version4 erweitert worden. Ein ästhetischer Fortschritt ist mit dieser Obsession freilich nicht verbunden. „Vergin/Sucker“ und „Love“ waren noch ein fröhlicher, geistreich programmierter Ritt durch das Chaos von Sex und Kitsch, der für das Web typisch ist. „I confess“ (www.adaweb.com/GroupZ/ confess/) dagegen beschäftigt sich vor allem mit dem üblichen Größenwahn von Künstlern und macht sich bloß nebenbei auch ein wenig über die interaktiven Spielchen kommerzieller Websites lustig. Wir dürfen ein gutes Dutzend ziemlich unsinniger Fragen beantworten, wer „Nein“ anklickt, wird rausgeworfen, weil Künstler nun mal nur mit Künstlern reden. Eigentlich ist diese Ironie eher harmlos. Dafür kommt die Gruppe Z in technischer Hinsicht mit einem schweren Geschütz daher: Nicht nur die neuste Version des „Shockave“-Zusatzprogramms für Animationen muß geladen sein, die ganze Website funktioniert überhaupt nur mit der Java-Maschine von Netscape. Wer sich dagegen mit dem „Explorer“ von Microsoft begnügt, wird sogleich nach Hause geschickt. Das ist zwar schade, aber im Krieg der Navigationssysteme scheint die Gruppe Z eben keinen Spaß mehr zu verstehen. niklaus@taz.de