Kein Wal-Killer

■ Schnellfähre im Wattenmeer gestoppt. Reeder hat Angst vor Greenpeace

Die Hamburger Reederei „Speedways Fast Ferries“ hat gestern ihre Pläne gestoppt, eine mehr als 70 Stundenkilometer schnelle Katamaran-Fähre zwischen der Hansestadt und der Nordseeinsel Sylt im Liniendienst hin- und herdüsen zu lassen. Die für nächsten Donnerstag vorgesehene Testfahrt wurde von Reeder Arne Weber „vorerst ausgesetzt“. Er habe viele Briefe von Naturschützern erhalten, die „eine Störung für Seevögel und Schweinswale befürchten“.

Zudem habe er „deutliche Hinweise“, so Weber zur taz, daß es bei der geplanten Testfahrt „zu spektakulären Aktionen von Greenpeace kommen könnte“. Welcher Art diese Indizien seien, wollte Weber nicht näher erläutern: „Aber ich leg' mich mit Greenpeace nicht an. Das hat schon Shell versucht.“

Der Meeresexperte der Umweltschutzorganisation, Peter Pueschel, bestätigte auf Anfrage lediglich, am 1. September „einen freundlichen Brief“ an Speedways geschrieben zu haben. Reeder Weber sei aufgefordert worden, eine Umweltverträglichkeitsprüfung seiner Schnellfähre durchzuführen und sich zu einem Tempolimit zu verpflichten. In einer Zone von 20 Seemeilen vor den Inseln Amrum und Sylt, die als Kinderstube der Schweinswale gilt, solle sein Katamaran nicht schneller als zehn Knoten (knapp 19 km/h) fahren.

Das aber lehnt Weber ab. Der Liniendienst nach Sylt könne nur wirtschaftlich sein, wenn die Fähre schneller sei als ein Intercity zwischen Hamburg und Westerland. Das von Greenpeace verlangte Tempolimit würde die Fahrzeit aber von knapp drei auf fast fünf Stunden verlängern. Außerdem wolle er „nicht als Wal-Killer angeprangert“ werden, so Weber: „Wir werden den Konsens mit Green-peace suchen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“

Vielleicht doch: Denn gestern gab das nordfriesische Nationalparkkuratorium in Husum grünes Licht für die Einrichtung eines Schutzgebietes für die Meeressäuger vor Amrum und Sylt. Damit dürfte es sehr wahrscheinlich sein, daß die rot-grüne Landesregierung bei der angekündigten Novellierung des Nationalparkgesetzes im nächsten Jahr eine solche Schutzzone einrichten wird. Greenpeace zeigte sich mit dem Beschluß „sehr zufrieden“. Reeder Weber dürfte es kaum sein. Sven-Michael Veit