Oh, Tannenbaum...

■ Kann ein Weihnachtsbaum die deutsch-amerikanische Freundschaft gefährden? Von Christina Gottschall

Jedes Jahr werde er von der Presse überfallen, wieviele Kugeln an dem Weihnnachtsbaum hängen, und nun fragt auch noch jemand, was der kostet, obwohl doch die bunten amerikanischen Kugeln so beliebt seien. Friedrich Mielke, Pressesprecher des amerikanischen Botschaft und des Amerikahauses, ist empört.

Soviel steht fest: Das Aufstellen des Weihnachtsbaumes auf dem Balkon des amerikanischen Generalkonsulats an der Alster kostet in jedem Jahr etwa 30.000 bis 40.000 Mark. Nicht die Tanne ist mit etwa 100 Mark der drückende Posten, sondern die 15 Polizisten, die zwei Tage mit dem Transport und dem Aufstellen des Baumes beschäftigt sind, sowie Unimog, Feuerwehr, Kran und Streifenwagen mit Funk. Das hat ein aufmerksamer Bürger akribisch errechnet und anonym dem Bund der Steuerzahler mitgeteilt. Denn das bezahlen nicht die Amerikaner, sondern die Steuerzahler. Die Unterstützung von Polizei und Feuerwehr wurde ursprünglich einmal als Zeichen der deutsch-amerikanischen Freundschaft zugesichert.

Zwar koste das Aufstellen und Schmücken des Weihnachtsbaumes, der im Weihnachtsgeschäft die Spitalerstraße ziert, etwa ebensoviel wie der am Konsulat, doch die Kosten dafür teilen sich die Beschicker des Weihnachtsmarktes, sagt Wolfgang Zerr vom Landesverband des ambulanten Gewerbes und der Schausteller und erklärt: „Letztes Jahr hatten wir einen aus dem bayrischen Wald, wenn man einen aus der Nähe holt, wird's billiger“.

Hamburg macht also den Amis ein kleines Weihnachtsgeschenk. Für diese schöne Tradition revanchiert sich das amerikanische Generalkonsulat jährlich mit einem großen Empfang. Bei dem „sehr netten Fest“ sind Stadtvertreter, Feuerwehr und Polizei eingeladen, erzählt der Pressesprecher aufgeregt. Sogar in Zeiten des Golfkrieges habe man an diesem völkerverbindenden Brauch festgehalten. „Ich bedauere außerordentlich, daß die schönen deutsch-amerikanischen Beziehungen durch geizige Bürger so gestört werden“, dauert es Mielke. Das wollen wir ja nun auch nicht. Aber umsichtige Freundschaft ist teuer. Auch das russische Generalkonsulat hat durchaus Interesse, die nette Weihnachtstradition aufzunehmen.