Notwendige Details oder Pornographie?

Washington (wps) – Jetzt bereuen sie's schon wieder. „Diese anschaulichen Sexdetails sollten raus aus dem Internet“, sagte der republikanische Abgeordnete Shaw noch am Freitag abend, kurz nachdem er für die Veröffentlichung des Starr-Reports gestimmt hatte: „Das sollten all die Kids da draußen nicht lesen können.“ Und sein Parteifreund Souder staunte: „So was Deutliches hab' ich ja noch nie gelesen.“

Warum hat Starr ganze Wort- für-Wort-Protokolle schlüpfriger Aussagen in seinem Report ausgebreitet? Er führt eine „Schmierenkampagne“, er will den Präisdenten demütigen und lächerlich machen, damit dieser der Würde des Amtes wegen freiwillig abtreten muß, ohne daß es überhaupt zu einem Impeachment-Verfahren kommt, meinen Verteidiger und Unterstützer Clintons, aber nicht nur sie. Der Anwalt Lawrence Fox, früheres Mitglied des Ethik-Komitees der US-amerikanischen Anwaltskammer, meint: „Es ist witzig zu lesen, aber vollkommen überflüssig.“

Andere Juristen halten dagegen, Starr müsse die sexuellen Beziehungen zwischen Lewinsky und Clinton so genau aufzeigen, um den Präsidenten des Meineids zu überführen. Professor Rothstein von der Georgetown University: „Der Präsident hat behauptet, niemals sexuelle Handlungen mit Lewinsky ausgeübt zu haben, also war es wichtig für Starr, aufzuzeigen, wer wen wo berührte. Aber es ist schrecklich, daß es soweit kommen mußte.“ Und der demokratische Abgeordnete James P. Moran Jr. aus Virginia, einer der 63, die gegen eine Internet-Veröffentlichung des Reports votierten, zieht die Bilanz: „Wir haben dieses Land in eine Nation von Voyeuren verwandelt.“ Michael Grunwald