Shopping unterm Glasdach

Die neue Edel-Einkaufsmeile „Europa-Passage“ verbindet Jungfernstieg und Mönckebergstraße. Bettler müssen nicht draußen bleiben  ■ Von Silke Mertins

Trockenen Fußes sollen Einkaufswillige künftig zwischen Mönckebergstraße und Binnenalster nach Objekten ihrer Begierde greifen können. Denn mit dem Projekt „Europa-Passage“ wird nach dem Willen des Senats und einer Investorengruppe eine mit Glas überdachte Edel-Einkaufsmeile entstehen, welche die beiden „wichtigsten Einkaufsgebiete“ der City verbindet. Das ließ Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) gestern die Öffentlichkeit wissen.

Es sei ein wichtiger Schritt, um die Innenstadt gegenüber den Einkaufszentren der näheren und weiteren Umgebung wettbewerbsfähig zu halten, so Runde über das 600 Millionen Mark teure Vorhaben. „Die Stadt muß sich entwickeln und Dynamik zeigen“, findet der Regierungschef. Kernstück des Projekts ist ein modernes Galeriekaufhaus, das im jetzigen Gebäude der Albingia-Versicherung entstehen soll. Das Unternehmen zieht 2001 zum Berliner Tor um. Albingia, die Hamburgische Landesbank und die Garbe Projekt-Entwicklung haben sich für das Vorhaben zu einer gemeinsamen Grundstücksgesellschaft zusammengeschlossen. Am 1.10. 2001 soll's losgehen und zwei Jahre später vollendet sein. Die rund 200 Meter lange zweigeschossige Ladenpassage, die Einzelhändlern die Möglichkeit bieten soll, „ihr Geschäft in luxuriöser Umgebung zu präsentieren“, überdacht die Paulstraße und den vorderen Teil der Hermannstraße. Neue Parkplätze sollen nicht entstehen.

Oberbaudirektor Egbert Kossak lobte den glasigen Entwurf der von ihm hochgeschätzten Architekten Bothe, Richter, Teherani (neues Staatsarchiv, Doppel-X-Gebäude) als „leicht und elegant“. Er hofft, daß das neue Projekt den Anfang für eine „zweite Perlenkette“ – die erste soll am Holzhafen entstehen – macht und sich in der Zukunft bis zur geplanten Hafen-City erstreckt.

Obwohl hier ein exklusives Einkaufszentrum entsteht, schwören alle Beteiligten, daß es keine No-Go-Area für Randständige werden soll. Die Passage „bleibt als öffentlicher Raum erhalten“, verspricht Runde unmißverständlich. Über den künftigen Status der zur überdachten Shopping-Meile gewandelten Straße habe man aber noch nicht abschließend diskutiert. Natürlich müsse die Passage ordentlich und sauber gehalten, eventuell auch mit Wachpersonal ausgestattet werden, so die Investoren. Doch es bleibe ein Durchgang. „Wenn die Bettler nicht überhand nehmen, kann man das durchaus akzeptieren“, sagte Projektentwickler Berhard Garbe.

Das aber will die GAL-Fraktion, deren Stadtentwicklungssenator Willfried Maier gestern bei der Vorstellung nicht mit dabei war, nicht recht glauben. Die „Privatisierung der Straße“ dürfe nicht mit Vertreibung einhergeben, warnt die GAL-Abgeordnete Heike Sudmann mißtrauisch. „Das Betreten der Passage muß auch ohne Passierschein, also ohne Kaufkraft, sprich Geld, möglich sein.“