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Schröder hört die Signale: Auf zum letzten Gefecht

■ Die SPD räumt die Schlappe in Bayern ein, für die Bundestagswahl gibt ihr Kandidat die Parole aus: „Jetzt muß gekämpft werden.“ Trittin sieht Signal für Rot-Grün

Berlin/Bonn (taz/dpa) – Vor der Wahl in Bayern plakatierte die SPD die Gleichung „CSU = Helmut Kohl“, gestern nun war sie bemüht, das Gegenteil plausibel zu machen. Am Sonntag habe ein angesehener Ministerpräsident zur Wahl gestanden, am übernächsten Sonntag gehe es um einen verbrauchten Bundeskanzler, machte Gerhard Schröder gestern die Differenz zwischen dem guten Abschneiden der CSU und der Aussicht für Helmut Kohl deutlich. Der Kanzlerkandidat der SPD sagte gestern, daß das Ergebnis für die SPD, 28,7 Prozent, „nicht alle Hoffnungen erfüllt“ habe: „Jetzt muß gekämpft werden.“

Aus Bayern sei kein positives Signal gekommen, meinte Schröder. Die Schuld dafür verortete er bei den Genossen im Lande. Die bayerischen Parteifreunde hätten den Wahlkampf so gewollt, nämlich Bundes-, statt Landesthemen in den Vordergrund zu rücken. Einer „phantastischen Frau“ wie Renate Schmidt habe er diesen Wunsch nicht abschlagen können. Die phantastische Frau lehnte es gestern ab, persönliche Konsequenzen aus dem Abschneiden zu ziehen.

Während Schröder die Koalitionsfrage offenhält, warnte ihn der Sprecher der Bündnisgrünen, Jürgen Trittin, vor „einem Kuschelkurs in Richtung Große Koalition“. Trittin, der seine Partei mit 5,7 Prozent wieder im Aufwind sieht, machte bei der SPD einen „schweren Richtungsstreit“ zwischen den Befürwortern der beiden Koalitionsoptionen aus. Die Grünen wollen jetzt mit aller Kraft gegen eine Große Koalition kämpfen und setzen dabei auf die Kraft der Zweitstimme. Mit der will sich auch die FDP am Leben halten, die in Bayern desaströse 1,7 Prozent eingefahren hat.

Tagesthema Seite 3, Berichte Seite 6

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