Potenzpille hier zugelassen

■ Viagra ist in der Europäischen Union zugelassen. Verkauf ab Oktober in deutschen Apotheken nur auf Rezept. Käufer müssen die Pille selbst bezahlen. Klagen werden erwartet

Berlin (rtr/taz) – Viagra, die blaue Potenzpille, darf seit gestern europaweit an die Apotheken geliefert werden. EU-Kommissar Martin Bangemann hat das entsprechende Unbedenklichkeitszertifikat ausgestellt. Ab Oktober soll Viagra auch in Deutschland zu haben sein, allerdings nur auf Rezept. Die Kosten für die Pille müssen Männer selber zahlen, nicht nur in Deutschland.

Mit Viagra wurde das zweite spektakuläre Arzneimittel aus dem Bereich der Lifestyle-Pillen zugelassen. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Antifettkapsel Xenical die EU-Zulassung erhalten. Im Zuge des Viagra-Genehmigungsverfahrens hatte der EU-Arzneimittelausschuß darauf bestanden, umfassende Risikowarnungen auf den Beipackzettel zu drucken. Vor allem Herzpatienten müssen mit unangenehmen Nebenwirkungen rechnen, Todesfälle können nicht ausgeschlossen werden. In den USA sind bereits 69 Männer gestorben, nachdem sie Viagra genommen hatten; die meisten von ihnen waren herzkrank. Trotzdem halten die US-Behörden das Mittel für unbedenklich.

Frauen sollten die Pille nach Herstellerangaben nicht schlucken, Jugendlichen unter 18 Jahren darf sie innerhalb der EU nicht verordnet werden. Viagra-Bedürftige müssen in Deutschland für eine Tablette zwischen 18 und 26 Mark zahlen, je nach Packungsgröße und Wirkstoffdosierung. Die durchblutungsfördernde Wirkung tritt nach ungefähr einer halben Stunde ein und hält rund vier Stunden an.

Der Berufsverband der deutschen Urologen begrüßte gestern die Zulassung des Präparats. Verbandspräsident Schalkhäuser verlangte in einem Interview mit dem Süddeutschen Rundfunk, daß die Krankenkassen bei bestimmten Indikationen die Kosten tragen sollten. Dies scheint aussichtslos. Der zuständige Bundesausschuß der Krankenkassen und Ärzte hat sich bereits vor Monaten definitiv dagegen ausgesprochen. Dieser Meinung schloß sich auch Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) an.

Impotenz gilt jedoch als Krankheit. Ein Mann, der von der Krankenkasse die Übernahme der Viagra-Kosten fordert, dürfte nunmehr mit einer Klage Chancen haben. roga