So funktioniert der Lügentest mit dem Detektor

■ Auf die Erregung bei der Aussage kommt es an. Gemessen werden Blutdruck, Atmung und Schweißproduktion. Aber auch auf Unschuldige können Fragen zur Tat bedrohlich wirken

Karlsruhe (taz) – Experten sind etwas unglücklich über den Begriff „Lügendetektor“. Denn tatsächlich gibt es keine spezifische körperliche Reaktion, an der man ablesen kann, ob jemand lügt oder nicht. Gemessen wird nur die Erregung angesichts der möglichen Entdeckung einer Lüge.

Wichtig ist deshalb, daß vor dem eigentlichen Test ein mehrstündiges Gespräch mit dem Probanden stattfindet. Dort werden alle Fragen, die später gestellt werden, ausführlich erläutert. So verhindert man, daß die Erregung nur auf einen Überraschungseffekt oder bloße Verständnisschwierigkeiten zurückgeht. Gemessen wird jeweils der Blutdruck, die Atmung und die Schweißproduktion. Da diese Parameter parallel aufgezeichnet werden, nennt man den Lügendetektor auch Polygraph (Mehrkanalschreiber).

Der eigentliche Test dauert nur rund eine Viertelstunde. Dabei werden relevante Fragen („Haben Sie das Opfer getötet?“) mit irrelevanten Kontrollfragen („Haben Sie schon einmal gelogen?“) gemischt. Man geht davon aus, daß die Erregung dann am stärksten ist, wenn die jeweils bedrohlichsten Fragen – falsch – beantwortet werden.

Für den Täter sind dabei die Fragen nach der Tat entscheidend, für den Unschuldigen eher die nach seiner Glaubwürdigkeit. Zentraler Einwand gegen die Methode: Auch für den Unschuldigen könnte die Frage zur Tat bedrohlich sein. Gerade beim Verdacht des sexuellen Mißbrauchs hängt ja sehr viel davon ab, daß er diesen Verdacht ausräumen kann.

Die Zuverlässigkeit dieser Methode ist stark umstritten. Befürworter wie der Kölner Psychologieprofessor Udo Undeutsch sprechen von einer Trefferquote von 90 bis 100 Prozent. Kritiker halten das für Scharlatanerie. So betont der Düsseldorfer Strafrechtler Helmut Frister, daß man die emotionale Situation von Laborversuchen nicht mit der emotionalen Belastung in Gerichtsverfahren vergleichen könne. Christian Rath