Pornos für eine gute Ehe

■ Ex-Chef der katholischen „Famiglia cristiana“ sieht im Voyeurismus Rettung für manche Ehe

Rom (taz) – Daß Pornos für Katholiken eine erhebliche Sünde darstellen, strafbar nach Artikel 6 des christlichen Grundgesetzes (Du sollst nicht Unkeuschheit treiben) sowie Art. 9 (Du sollst nicht ehebrechen) in Verbindung mit dem Jesuwort „Wer die Frau eines andern auch nur lüstern ansieht, bricht schon die Ehe mit ihr“, galt bisher eigentlich als Konsens, zumindest im entscheidungstragenden Klerus der römischen Kirche.

Doch nun, die Zeiten sind offenbar wirklich nicht mehr so wie einst, nun stemmt sich ein höchst anerkannter Theologe mächtig gegen derlei Verdikt. Im Leserbrief- Service des unter Laien wie Priestern weitverbreiteten Wochenmagazins „Famiglia cristiana“ (mehr als eine Million verkaufte Auflage) antwortet dessen ehemaliger Chefredakteur Don Leonardo Zega einer Leserin, die ihren Mann beim Pornogucken erwischt hatte: „Sehen Sie ihn an wie einen dummen Jungen, den Sie mit den Fingern im Marmeladeglas ertappt haben.“

Darauf liefen Hunderte weitere Briefe ein, und ein Leser bemerkte, es sei zumindest hinsichtlich des Gemeinwohls wesentlich sündiger, armen Rentnern ihr letztes Geld abzuluchsen.“ Außerdem könne „Pornogucken, speziell wenn man auch seine Frau dazu bewegen kann, eine Ehe retten“. Don Zega dazu beifällig: „Wenn es so ist, bin ich damit einverstanden.“

Die Entrüstung aus vatikanischen Kreisen ließ nicht auf sich warten: „Pornobetrachten, alleine oder in Gemeinschaft, ist ein Verstoß gegen die Enthaltsamkeit vor außerehelicher Lust“, dekretiert streng der Moraltheologe Mauro Cozzolo von der päpstlichen Lateranuniversität, und eindeutig verboten.

Don Zega ist bekannt für seine Querdenkerei: Geschaßt wurde er auf ausdrückliches Geheiß des Papstes just deshalb, weil er in seinem Blatt trotz ständiger Ermahnungen immer wieder Onanie, Homosexualität und Abtreibung liberal dargestellt hat. Werner Raith