Noch mehr Tortenschlachten

■ Den jungen Menschen ein eigenes Kino: Heute startet das Kinderfilmfest mit Humor und Sendungsbewußtsein. Der Zeigefinger wird hier nicht gehoben

Kinderfilmfest, Kinderparty – das riecht doch nach Weltkindertag. Drei Tage Kino für sehr junge Leute, und am Sonntag startet eine große Sause: Anläßlich des Erinnerungstages am Sonntag wird das Kinderfilmfest, das mal wieder im Rahmen des Filmfests Hamburg stattfindet, zeitlich vorgezogen. Ihm sei es wichtig, sagt Organisator Björn Zielaskowsky, daß es eine eigene Sektion für die Arbeiten gebe – „die würden sonst im Festival untergehen“. Und so werden von heute bis Sonntag in Zeise und Abaton zwölf Produktionen, die bis auf wenige Ausnahmen frei ab sechs Jahren sind, gezeigt.

Gute Kinderfilme sind Filme, die die Kinder ernst nehmen, ohne daß mit dem Zeigefinger gewedelt wird. Und gute Kinderfilme gibt es vor allem in Skandinavien und dem ehemaligen Ostblock. So ist der Regisseur Václav Vorlicek nicht nur mit seinem Klassiker Drei Nüsse für Aschenbrödel von 1973 vertreten, sondern auch mit seinem neuen Werk Die Seekönigin, einem Abenteuermärchen, das in der Unterwasserwelt spielt.

Gute Kinderfilme sind auch Filme, die Kindern nicht irgendwelche Rollenmuster aufdrücken, sondern sich ernsthaft mit ihren Problemen auseinandersetzen. Jacques Doillons Ponette ist die Geschichte eines vierjährigen Mädchens, das seine Mutter bei einem Autounfall verliert und in der Erwachsenenwelt nur auf Hilflosigkeit trifft. Kein richtiger Problemfilm, aber einer, der sich um eine problematische Zeit dreht, ist Das erste Mal: Die junge Fili ist 15 und verliebt, und zwar in Johnny Depp.

In den USA sind die großen Studios auf die Idee gekommen, Familienfilme zu machen, die von der ganzen Familie konsumiert werden können. Dumm nur, daß da, wie zum Beispiel in Anastasia, eine „erwachsene“ Liebesgeschichte erzählt wird, die nicht sonderlich auf kindliche Bedürfnisse eingeht. Trotzdem ist ein Film aus den Staaten mit dabei. Dannys Mutprobe sei ziemlich hart, meint Zielaskowsky.

Kinder sind ein ehrliches Publikum; wenn der Film gut ist, dann sitzen sie da mit offenem Mund und gehen voll mit. Diese Erfahrung hat auch Zielaskowsky gemacht, und wenn der Film schlecht ist, so weiß er, dann fangen sie an, unruhig zu werden und zu reden. Und richtig dabei ist man natürlich, wenn auf der Leinwand Sachen passieren, die man selber gerne machen möchte, aber nicht tun darf, wie etwa Leuten Torten ins Gesicht schmeißen: Die Jönsson-Bande 2 – Charles-Ingvars neuer Plan ist so eine Produktion, und das beliebte Kindertrio erlebt neue Abenteuer. Abenteuer erleben auch die drei Puppen Bambelate, Seelink und Potterick, die, als sie ihre Arbeit verlieren, Die Retterbrigade gründen und fortan jeden retten – ob er nun will oder nicht.

Er suche die Filme auch danach aus, ob sie ihm als Kind gefallen hätten, so Zielaskowsky. Ein weiteres Motiv für seine Selektion sei, daß er „schwache Filme pushen will“. Schwach in dem Sinne, daß sie nicht gezeigt werden, schließlich sind Kinder nicht das kaufkräftigste Publikum. „Die Filme gibt es schon,“ sagt Zielaskowsky, „sie kommen nur nicht ins Kino.“

Annette Weise

Die Seekönigin: heute, 15 Uhr, Zeise; morgen, 13.30 + 17.30 Uhr, Zeise; So, 13 + 17.15 Uhr, Abaton. Dannys Mutprobe: heute, 15.15 Uhr, Zeise; morgen, 17.15 Uhr, Abaton; So, 17.15 Uhr, Zeise. Wenn Mama nach Hause kommt: heute, 15 Uhr, Abaton; morgen, 15.15 Uhr, Zeise; So, 15.15 Uhr, Abaton. Die Jönsson-Bande 2: heute, 15.15 Uhr, Abaton; morgen 15.15 Uhr, Abaton; So, 15.15 Uhr, Zeise. Sunes Familie : morgen, 13.15 Uhr, Zeise; So, 13.15 Uhr, Abaton. Ponette: morgen, 17.15, Zeise; So, 17.30 Uhr, Abaton. Drei Nüsse für Aschenbrödel: morgen, 13 Uhr, Abaton; So, 15.30 Uhr, Zeise. Eugenio/Die Retterbrigade: morgen, 13.15 Uhr, Abaton; So, 13.15 Uhr, Zeise. Spuk aus der Gruft: So, 15 Uhr, Abaton. Reservierungen und weitere Infos unter Tel.: 399 19 00 23. Party für alle: So, 13 Uhr, Abaton, Eintritt frei