Dreizehnjährige Spitzel

■ Schüler bewerten Unterricht und Lehrer

Ein Fragebogen für SchülerInnen erzürnt Hamburgs Lehrerschaft. 13.500 SiebtkläßlerInnen machen seit Anfang der Woche sogenannte „Tests zur Lernausgangslage“, in denen sie nicht nur Deutsch-, Englisch- und Mathekenntnisse beweisen, sondern auch über ihre LehrerInnen plaudern sollen. Das darf nicht sein, finden die. Ihre Personalräte wollen gegen die Auswertung klagen.

„Die Bögen hätten mit uns abgestimmt werden müssen“, erklärt Willi Bartels von der Vertretung der Gesamtschulen. „Schließlich geht es bei einigen Fragen ganz klar um eine Leistungskontrolle der Lehrer.“ Ob die sich genug Zeit nehmen, sollen die SchülerInnen einschätzen. „Hängt es vom Zufall ab“, ob sie etwas verstehen, oder werden schwere Themen anschaulich erklärt? Außerdem können die 13- bis 14jährigen ankreuzen, ob sie „mit mehr Disziplin in der Klasse“ besser gelernt hätten.

Mit diesen Fragen „sind die Schüler überfordert“, glaubt die Gewerkschaft GEW. „Die Überprüfung pädagogischer Leistungen gehört in die Hand von Fachleuten.“ Die SiebtkläßlerInnen würden „als Spitzel mißbraucht.“ Ähnlich sieht das der Deutsche Lehrerverband. Zwar „müssen sich Lehrer eine Leistungsbewertung gefallen lassen“, wägt dessen Vorsitzender Peter Braasch ab. „Aber das hier ist unprofessionell.“

Die Schulbehörde, Auftraggeberin des Tests, kann sich ob dieser Aufregung nur wundern. „Das sind doch auch für Lehrerinnen und Lehrer wichtige Informationen“, findet Margarete Benzing, Sprecherin der Schulbehörde. Das Amt erhofft sich von den Bögen einen Vergleich zwischen den Hamburger Schulen.

Schneidet eine schlechter ab, „muß das nicht zwangsläufig am Lehrer liegen“, beschwichtigt Benzing. Wenn Jugendliche an einer Schule allerdings durchweg angäben, daß kein Lehrer für sie Zeit habe, könnte die Schulaufsicht durchaus mal nachhaken: „Dafür ist sie ja da.“

Die Lehrer wittern daher mangelnden Datenschutz. Zwar sind die Tests anonym; Namen werden nicht genannt. „Aber es läßt sich leicht herausfinden, wer in einer bestimmten Klasse Mathe gibt“, fürchtet Bartels. juw