Berlin wird Flughafen los

Konsortium um Baukonzern Hochtief soll Flughafen Berlin-Schönefeld zur internationalen Drehschreibe machen  ■ Aus Berlin Hannes Koch

Die Verhandlungen dauerten gestern bis zum frühen Morgen. Dann bekam das Investorenkonsortium unter Führung des Baukonzerns Hochtief den vorläufigen Zuschlag für den ersten komplett privaten Bau eines Flughafens in Deutschland. „Sie sehen hier einen sehr glücklichen Regierenden Bürgermeister“, sagte Eberhard Diepgen, CDU-Regierungschef des Landes Berlin. Ursache der Zufriedenheit: Die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund als bisherige Anteilseigner der Hauptstadt-Flughäfen haben einen Kaufpreis von 650 Millionen Mark in bar herausgeschlagen.

Die Summe zahlt das Konsortium aus Hochtief, Flughafen Frankfurt, ABB Calor Schaltanlagen und Bankgesellschaft Berlin für 100 Prozent der Anteile an der Berlin Brandenburg Flughafen Holding. Die Gesellschaft betreibt die Flughäfen Tempelhof, Tegel und Schönefeld. Die Investoren bekommen die Betriebskonzession für 50 Jahre, sollen die Cityflughäfen Tempelhof und Tegel mittelfristig schließen und Schönefeld im Süden der Stadt zum „internationalen Drehkreuz“ mit einer Kapazität von bis zu 35 Millionen Passagieren ausbauen. Den Ausschlag für Hochtief hatte unter anderem das höhere Angebot gegeben. Wie Brandenburgs Staatskanzleichef Jürgen Linde (SPD) andeutete, wollte die konkurrierende Firmengruppe aus IVG- Holding, Flughafen Wien, Dorsch Consult und Commerzbank etwas weniger zahlen.

Die Entscheidung der öffentlichen Anteilseigner ist jedoch vorläufig: Kann man sich in kommenden Verhandlungen mit Hochtief über Details nicht einigen, kommt die IVG wieder ins Spiel. So behält der Staat ein Druckmittel in der Hand, um die Bedingungen zu seinen Gunsten zu beeinflussen.

Die Investoren haben zugesagt, bei einer Bausumme von zunächst vier Milliarden Mark rund eine Milliarde aus dem Eigenkapital zu investieren. Im Jahr 2002 soll das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen sein und der Bau beginnen. Für 2007 rechnet Hochtief damit, daß der Flughafen mit bis zu 24 Millionen Passagieren jährlich in Betrieb genommen werden kann.

Der Bau der gigantischen Anlage wird wohl auf Schwierigkeiten stoßen. Bürgerinitiativen mobilisieren, weil Zehntausende Menschen vom Lärm der Jets betroffen sein werden. Ein komplettes Dorf wollen die Firmen umsiedeln. Während der Flugverkehr heute auf einer Start- und Landebahn abgewickelt wird, will das Konsortium zwei neue Pisten bauen. Die Erschließung des Terminals mit neuer Autobahn und Schienenwegen kostet die öffentliche Hand mindestens 350 Millionen Mark. Hannes Koch