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In der Bar ist Bier aus Dosen tabu

■ In Italien steht ein Gesetz über Flaschenzwang vor der Abstimmung

Rom (taz) – Das italienische Abgeordnetenhaus hat bereits zugestimmt, die zuständige Senatskommission auch. Gibt auch der Senat Anfang nächster Woche grünes Licht, steht Italien vor einer Art Bier-Revolution: Der Gerstenssaft darf dann ab sofort nur noch in Glasflaschen verabreicht werden, zumindest in Lokalen, Bars und Stehimbissen. Nur „voll wiederverwendbare“ Gefäße sind zugelassen, und auf diese muß ein Pfand erhoben werden. So will es das Gesetz „Neue Vorschriften zum Schutz der Umwelt“.

Zwar freut sich das ökologische Herz über die „Wiederverwendbarkeitsphilosophie“, wie Corriere della sera den Geist des Gesetzes beschreibt. Doch so ganz klar wird der Hintergrund für die neue Norm nicht. Denn weiterhin per Dose verkauft werden dürfen Coca, Limonaden und Fruchtsäfte. „Wenn das Gesetz darauf abzielt, die Millionen täglich an den Straßenrand oder auf Wiesen geworfenen Dosen zu reduzieren, dann muß man Dosen generell verbieten“, so Senator Roberto Lasagna bei der Aussprache im Parlament. Tatsächlich bezieht sich der Gesetzestext aber ausschließlich auf „birra“.

Unklar bleibt zudem, wieso der Verkauf von Bierdosen nur auf „die Verwendung in öffentlichen Lokalen“ beschränkt ist: Dürfen Ladengeschäfte und Großmärkte weiter Dosen an alle verkaufen, also im Zweifelsfall auch an eine Espressobar – oder müssen sie bei jedem Käufer nachfragen, wo das Bier verkauft werden soll.

So vermuten Gastronomen denn wohl nicht ganz zu Unrecht, daß sich bei dem Gesetz wieder einmal eine schlaue Lobby durchgesetzt hat: diesmal die der oberitalienischen Glashersteller. Die will ihren Absatz erhöhen, ist aber andererseits nicht imstande, eine unmittelbare Umstellung aller Getränkeverpackungen auf Glas zu bewerkstelligen und agitiert deshalb für ein schrittweises Vorgehen. Die ökologische Vision, so scheint es, ist doch noch nicht so recht ausgereift. Werner Raith

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