Der lange Weg bis zur Zulassung als Medikament

■ Die klinische Forschung zur medizinischen Nutzung von Cannabis gewinnt langsam an Fahrt

Für viele Schwerkranke ist Cannabis zu einem unverzichtbaren Medikament geworden. Aids- und Schmerzpatienten nutzen es erfolgreich zur Linderung ihrer Beschwerden. Nach wie vor wird Cannabis in den meisten Ländern aber von offizieller Seite als Teufelskraut stigmatisiert und steht auf der Liste der illegalen Drogen. Erst allmählich wird die klinische Forschung in Sachen Hanf als Medizin in einigen europäischen Ländern gefördert.

Die britische Firma GW Pharmaceuticals hat im Juni die Erlaubnis zum Anbau von Marihuana für medizinische Forschungszwecke erhalten. Es ist die erste Lizenz dieser Art in Großbritannien. Der Maßstab des gesamten Projektes ist für die Aufnahme von jährlich mehreren hundert Patienten in klinische Studien angelegt. Eine erste Pilotstudie mit zwei Dutzend Patienten, die an Multipler Sklerose, Querschnittslähmung oder Phantomschmerzen leiden, soll 1999 beginnen.

Ebenfalls im Juni hat das niederländische Ministerium für Volksgesundheit dem Arzneimittelunternehmen Weleda die Erlaubnis erteilt, zehn Kilogramm Marihuana aus den USA zur Herstellung von Kapseln zu importieren. Daraus sollen 180.000 Kapseln mit Cannabisextrakt hergestellt werden, mit denen seit langem vorbereitete Studien an Krebs- und Aids-Patienten unter der Leitung von Professor Robert Gorter, dem Direktor des Europäischen Instituts für onkologische und immunologische Forschung in Berlin, durchgeführt werden sollen.

Zum Thema Hanf als Medizin finden in Deutschland im Dezember zwei bedeutende internationale Tagungen statt: Vom 2. bis 4. Dezember der Kongreß „Medical Marihuana“ in Frankfurt und am 5. Dezember in Köln die Tagung der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) zum Thema „Cannabis und Cannabinoide als Medizin 98“. Zu dieser Tagung werden Experten wie Professor Raphael Mechoulam, der Entdecker des Wirkstoffs THC, und der Harvard-Professor Lester Grinspoon erwartet. Franjo Grotenhermen

Infos: ACM, Fon: 0221-9123033