: Neue Konstruktionsfehler an Waggons
■ Die Deutsche Bahn AG muß ihre Doppelstockzüge im Interregioverkehr teilweise für Fahrgäste sperren. Der Austausch der nicht voll belastbaren Achswellen kann Wochen dauern
Frankfurt/Main (dpa) – Die Serie der technischen Pannen bei der Bahn reißt nicht ab. Nach den Problemen mit Neigezügen gibt es nun auch Konstruktionsmängel bei den neuen Doppelstockzügen. Der Hersteller mußte die beliebten Interregio-Waggons zurückrufen, wodurch es nun beim Reisen eng werden kann für die Bahnkunden. Denn die DB läßt wegen der Probleme in 68 ihrer 200 Doppelstock- Steuerwagen keine Fahrgäste mehr, damit diese kombinierten Waggons nicht zu schwer auf den Achswellen liegen. Mit Verspätungen müsse jedoch nicht gerechnet werden, versprach der Bahn-Sprecher Hartmut Sommer gestern in Frankfurt.
Laut Angaben der Bahn mußte die Deutsche Waggonbau GmbH die Rückrufaktion für die 68 Steuerwagen verschiedener Baureihen starten, weil die von ihr eingebauten Achswellen nicht der neuesten Norm des Internationalen Eisenbahnverbandes entsprechen und daher nicht mit dem Gewicht eines voll beladenen Waggons samt Triebwerk belastet werden dürfen.
Die von der Bahn AG betriebenen Steuerwagen wurden jedoch nicht aus dem Verkehr gezogen, damit die Doppelstockzüge nach wie vor problemlos die Richtung wechseln können, ohne daß eine Lok umgespannt werden muß. Sie sollen erst vom Wochenende an nach und nach mit neuen Achswellen ausgestattet werden.
Ein Sicherheitsrisiko für die Fahrgäste bestehe nicht, erklärte gestern Bahn-Sprecher Sommer, weil fast kein Gewicht mehr auf den Achswellen der Steuerwagen laste. Allerdings hätten die 68 Züge mit den für Fahrgäste geschlossenen Steuerwagen 60 Sitzplätze weniger. „Das könnte sich bemerkbar machen“, sagte Sommer. Diese Engpässe könnten nicht mit zusätzlichen Waggons behoben werden, weil die meisten Loks keine zusätzlichen Waggons ziehen können.
Gravierende Mängel an ausgelieferten Zügen haben in jüngerer Zeit immer wieder den Zugbetrieb der Deutschen Bahn AG beeinträchtigt. Vor allem betroffen war der Neigetechnik-Zug VT 611 vom Hersteller Adtranz. Sämtliche Fahrzeuge dieses Typs waren vor zwei Wochen auf Weisung des Eisenbahnbundesamts vorübergehend aus dem Verkehr gezogen worden. Der Grund: Bei den Neigezügen kann sich durch einen Konstruktionsfehler der Waggonaufbau zur Seite verschieben. Daher dürfen die Züge nur noch mit abgestellter Neigetechnik und mit maximal Tempo 120 fahren, statt mit 160 Stundenkilometern, für die sie konstruiert sind. urb
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