Das Portrait
: Radikaler serbischer Nationalist

■ Nikola Poplasen

Der 47jährige Nikola Poplasen ist auf den ersten Blick kein unfreundlicher Mann. Der bärtige Politikprofessor spricht mit dem dem sympathischen Dialekt der Vojvodina. In der Sache aber ist er ein radikaler serbischer Nationalist. Er verteidigt offen die Politik der Vertreibung nichtserbischer Mitbürger, die Politik der Eroberung von Territorien mit gemischter Bevölkerung.

„Menschenrechte sind für mich nicht der höchste Wert, der höchste Wert sind die Volksrechte“, erklärt er offen. Die nationalen Interessen des serbischen Volkes bestünden in dem Wunsch, einen einheitlichen serbischen Nationalstaat zu bilden, die serbischen Länder zu vereinigen.

Das Großserbien, das er anstrebt, reicht von Gebieten in Kroatien über die Republika Srpska bis hin zum Kosovo. Makedonien sollte sich diesem Großserbien anschließen. Fixpunkt internationaler Zusammenarbeit ist für ihn die „Freundschaft mit den orthodoxen Ländern Rußland und Griechenland“. Er lehnt die europäische Einigung ab und betont, die Zukunft gehöre dem Nationalismus.

Sein Lebensweg gibt einige Anhaltspunkte für die Ausbildung seiner Einstellung. Seine aus Knin stammenden Eltern zogen 1945 wie viele Serben aus den Armutsgebieten Dalmatiens und Bosniens in die reiche Vojvodina, von wo die deutsche und auch Teile der ungarischen Bevölkerung vertrieben wurden. Die serbischen Zuwanderer besetzten die Häuser und Grundstücke der Vertriebenen. Sie gelten auch heute – im Gegensatz zu den alteingesessenen Serben der Region – als besonders nationalistisch.

Poplasen studierte Soziologie an der Universität Sarajevo, um danach als Assistent an der Fakultät für Politologie zu arbeiten. Dort lernte er den Extremisten Vojislav Seselj kennen, der schon Ende der 80er Jahre eine militante Tschetnikbewegung und die Serbische Radikale Partei aufgebaut hat. Seit 1993 ist Poplasen Vorsitzender der Serbischen Radikalen Partei Bosniens (SRS).

Von Beginn des Kriegs an war Poplasen ein Befürworter der Politik von Radovan Karadzic, wandte sich aber gegen die weitverbreitete Korruption der serbischen Führungsschicht. Poplasen war an der Belagerung Sarajevos bewteiligt; über seine damalige Rolle ermittelt der Internationale Gerichtshofin in Den Haag. Erich Rathfelder