■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Kein Goodby für Johnny
In der CDU sind ja alle ziemlich erschüttert wegen der Wahlklatsche von neulich. Aber für einen unter den Bremer Ober-Unionisten ist die Niederlage ein persönliches Desaster: Johannes Beermann, seit Beginn der Großkoalition in der Stadt und einst von Ulrich Nölle als Staatsrat der Senatskommission für das Personalwesen (SKP) eingesetzt. Aber so richtig glücklich ist der Mann, der einst im großen Bonn das Büro des CDU-Generalsekretärs Peter Hintze leitete und die Rote-Socken-Kampagne erfunden haben will, nicht in unserer kleinen Stadt. So lebt er zwar in einem Häuschen bei Nölles um die Ecke in Oberneuland, aber nur zur Miete.
Wann immer es geht, fliegt er aus in die große Welt. Bis zu drei Tage in der Woche ist er unterwegs, da nutzt er auch ein honoriges Kaufmannstreffen wie das Tabakkollegium, um mal eben in Dresden ein paar Gespräche im Innen- und im Finanzministerium zu führen. In Sachsen kennt er sich aus, immerhin hat der promovierte Jurist auch dort schon einmal gedient. Mit seinen 34 Jahren ist der Mann schon weit rumgekommen im Land. Neben Dresden, Brandenburg, Bremen führte ihn das Parteibuch-Job-Hoppen auch zweimal nach Bonn. An den Rhein reiste Johnny denn auch bevorzugt. Er baggert da um einen neuen Job, erzählt man sich in Bremen.
Im Bundesinnenministerium hatte Beermann auch schon einen schönen Abteilungsleiterposten für Beamtenversorgung im Auge. „Johnny“, wie ihn die Parteifreunde nennen, war hoffnungsfroh, wußte er doch mit dem Hintze einen gewichtigen Fürsprecher hinter sich. Hintze hatte ihn seinerzeit auch nach Bremen empfohlen, andere sagen, der Parteigeneral habe ihn dem unerfahrenen Ulrich Nölle gegen den Rat von Parteifreunden aufgedrückt.
Also bangte Beermann am Wahlabend nicht mit den anderen CDU-Leuten im Bremer Parteihaus, sondern an alter Wirkungsstätte an der Bonner Adenauer-Allee. Doch ach, alle Ambition zerstob mit der ersten Prognose; inzwischen hat ja sein Mentor auch die Brocken hinschmeißen müssen. Da war Johnny so erschüttert, daß er den ganzen Nachwahl-Montag verschollen blieb und erst am Abend im CDU-Landesausschuß wieder auftauchte.
Schade für Johnny, auf dessen gar nicht beamtisches Gemüt doch Wahlergebnisse eine ungeheure Wirkung ausüben. So erinnern sich die Staatsräte-Kollegen noch heute peinlich berührt, wie Johnny, den einige ob seiner tapsigen Art auch „Teddy“ rufen, am Montag nach der Bayern-Wahl in der Staatsräte-Runde die Sozialdemokraten verhöhnt hatte. Reichlich ungehörig für einen, dessen Vorlagen normalerweise erstmal gegengecheckt werden, damit da kein Unsinn reinrutscht, findet Rosi Roland
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