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Kontrollierter Suff genehmigt

■ EU: Bis 2008 sinkt Spritverbrach um 1 Liter

Brüssel (taz) – Die 15 sogenannten Umweltminister der EU haben gestern die Selbstverpflichtung der europäischen Autohersteller akzeptiert, nach der bis zum Jahr 2008 der durchschnittliche Spritverbrauch von Neuwagen auf sechs Liter pro 100 Kilometer sinken soll. Im Gegenzug verzichten die Minister auf ein Gesetz, mit dem der Benzin- und Dieseldurst verbindlich festgelegt worden wäre.

Das Sechs-Liter-Ziel ist alles andere als ehrgeizig. Bereits 1986 lag der durchschnittliche Flottenverbrauch in der EU bei sieben Litern auf 100 Kilometer. 22 Jahre später wird es dann gerade mal ein Liter weniger sein. Doch die Autohersteller rechnen anders: In den nächsten zehn Jahren, versprachen sie der EU-Kommission, werde man den Verbrauch um zwei Liter senken, das seien immerhin 25 Prozent. Das ist nicht ganz falsch, denn derzeit liegt der Durchschnittsverbrauch bei acht Litern. Der Anstieg seit 1986 geht vor allem darauf zurück, daß immer größere Autos gebaut und verkauft wurden, die auch mehr Sprit fressen. Die Automobilindustrie nutzt also die eigene umwelttechnische Rückschrittlichkeit, um ihre bescheidenen Zusagen statistisch aufzublasen.

Die Umweltminister gaben sich von den Zahlenspielen beeindruckt. Das vor einigen Jahren geplante EU-Gesetz, das eine Reduzierung auf fünf Liter bereits ab 2005 vorgesehen hatte, ist damit endgültig vom Tisch. Die Minister drohten aber damit, daß sie 2008 über eine Regelung nachdenken werden, wenn die Autohersteller ihre selbstgesteckten Ziele nicht einhalten.

Die Grünen im Europaparlament halten die freiwillige Vereinbarung für eine Farce. Noch im September hatte das EU-Parlament gefordert, daß die freiwillige Selbstverpflichtung nicht hinter dem früher geplanten Gesetz – fünf Liter bis 2005 – zurückbleiben dürfe. Aber das Parlament kann in diesem Fall nur Empfehlungen abgeben. Heidi Hautala, Schadstoff-Expertin der EU-Grünen, wirft den Umweltministern einen „Kniefall vor der Automobilindustrie“ vor. Technisch sei es längst möglich, den Spritkonsum deutlich herunterzuschrauben. Im Grunde haben die Autokonzerne das auch vor. Sie wollen jedoch die technischen Einsparungen nutzen, um mehr größere und schnellere Autos zu verkaufen, die den Durchschnittsverbrauch dann wieder anheben. Denn dort haben sie die besseren Wettbewerbschancen ausgemacht. Bei Kleinwagen dagegen, die weniger Benzin oder Diesel brauchen, sitzt ihnen vor allem die koreanische und japanische Konkurrenz im Nacken. Alois Berger

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