Ring frei für die Genossen

SPD-Kandidaten-Urwahl im Januar. Böger sicher dabei, Momper so gut wie

Ring frei für die Genossen. Nachdem der Landesvorstand der SPD am Mittwoch abend einstimmig beschlossen hat, den Spitzenkandidaten der Partei für den Berliner Wahlkampf 1999 per Urwahl bestimmen zu lassen, kann jetzt der interne Wahlkampf zwischen den Kandidaten beginnen.

Ein offenes Geheimnis, wer im Gespräch für das parteiinterne Kräftemessen ist: der Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Klaus Böger, der ehemalige Regierende Bürgermeister Walter Momper und schließlich der umtriebige Umweltsenator Peter Strieder. Die profilierte Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing hat vor wenigen Tagen eine Kandidatur ausgeschlossen. Weitere KandidatInnen stehen bislang nicht bereit.

Klaus Böger hat seinen Hut bereits in der vergangenen Woche auch offiziell in der Ring geworfen – was ihm GenossInnen als unsolidarisches Vorpreschen übelnahmen. Auch bei Walter Mompers Vertrauten gilt als sicher, daß er antritt. Momper selbst sagte gestern, er wolle den genauen Termin der Urwahl abwarten, „dann werde ich mich zu gegebener Zeit erklären“. Und über Peter Strieder hieß es gestern in seinem Umfeld: „Ich gehe davon aus, daß er kandidiert und das bald bekanntgibt“, so ein Sozialdemokrat.

Böger wird von den konservativeren Kreisen gestützt und gilt als Kandidat der Führungsebene. Momper dagegen hat es sich mit der Funktionärsriege während seiner Zeit als Regierender Bürgermeister und Parteichef gründlich verscherzt, ist aber bei der Basis sehr beliebt. Die beiden unterscheiden sich eher im Stil denn in der politischen Ausrichtung. Während Böger als disziplinierter Politiker gilt, der die auseinanderstrebenden Elemente zusammenhält, schätzen die GenossInnen an Momper seinen energischen Führungsstil. Zwischen Böger im Zentrum und Momper von außen steht Peter Strieder. Senator, Parteilinker, Querkopf. Seine Chancen im Kräftemessen sind nur schwer einzuschätzen – auch für ihn selbst.

Nach dem Startschuß bleiben AnwärterInnen für den Spitzenposten knapp drei Monate, um die Mehrheit der GenossInnen hinter sich zu versammeln, da die Urwahl statt wie angepeilt im März bereits im Januar stattfinden wird. „Die einen fürchten, daß einem Kandidaten im eigentlichen Wahlkampf die Puste ausgehen könnte, wenn wir uns früh festlegen, andere scheuen eine zu lange Phase der innerparteilichen Auseinandersetzung“, faßte SPD-Sprecher Frank Zimmermann die Diskussion gestern zusammen. Deshalb habe man sich auf einen Termin in der Mitte geeinigt. Barbara Junge