Privatuni-Paradies Hamburg

Dem Hamburger „International Center for Graduate Studies“ und dem Northern Institute of Technology“ wurden Reformfreude und Innovation bescheinigt  ■ Von Florian Meisner

Hauke Trinks, den scheidenden Präsidenten der Technischen Universität (TU) Hamburg-Harburg, hielt es am 15.September 1998 vor Vergnügen kaum auf seinem Sitz. Auch Jürgen Lüthje, Präsident des Hochschulkonglomerats Uni Hamburg, freut sich. Gerade hat der renommierte Stifterverband der Deutschen Industrie den Hamburger Hochschulen das Prädikat „reformfreudig und innovativ“ verliehen. Mit sieben weiteren Projekten in Deutschland erfüllen sie die strengen Bewertungskriterien für private Hochschulgründungen.

Da sich auch das Law-School- Projekt der Zeit-Stiftung zu diesem erlauchten Gründeradel zählen darf, kann sich Hamburg rühmen, derzeit Deutschlands Privatuni-Paradies zu sein. Blinder Privatisierungswahn? Hauke Trinks und Jürgen Lüthje winken ab: Mit dem „Northern Institute of Technology“ (NIT) der TU und dem „International Center for Graduate Studies“ (ICGS) würden benötigte Angebote realisiert, die mit staatlichen Mitteln derzeit nicht realisierbar seien. Und: Sowohl NIT wie auch ICGS seien so konzipiert, daß auch die normalen Unis von ihnen profitieren könnten.

Das ICGS, das bereits im Wintersemester 1998/99 mit 30 Studierenden startet, ist weniger eine Privatuni als ein auf den normalen Uni-Betrieb aufgesatteltes Zusatzangebot: Für eine Monatsgebühr von 800 Mark können ausländische Studierende, die bereits einen ersten akademischen Abschluß vorweisen können, ein kombiniertes Aufbaustudium mit Sprachkursen, Betreuungsangeboten und Extra-Veranstaltungen in fünf fächerübergreifenden Studiengängen absolvieren. Ein Großteil dieses Studiums findet in den ganz normalen Lehrveranstaltungen statt. Lüthje will damit zum einen ausländischen StudentInnen jene Ausbildungsqualität bieten, die für ein erfolgreiches Studium erforderlich ist, gleichzeitig aber auch Elemente der Studienreform erproben, die auf den normalen Hochschulalltag übertragbar sind.

Etwas aufweniger ist das Konzept der NIT, das sich mit gezieltem Hintersinn an das Kürzel des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) anlehnt: Hier entsteht eine richtige Kleinst-Hochschule für vorzugsweise ausländische Studierende, die in der Lehre ganz eng mit der TU verzahnt wird. 30 Studierende sollen pro Jahr in die „kleine Schwester der TU“ aufgenommen werden, an der Hauke Trinks gerne „die Ingenieurhochschule der Zukunft“ ausprobieren möchte, eine international ausgerichtete Mixtur aus deutscher Wissenschaftsethik und Ganzheitlichkeit (Humboldt), angelsächsischen Betreuungsstandards und internationalem Spitzenniveau in Sachen Absolventenqualifikation. Neben den üblichen TU-Studiengängen bietet das NIT drei fachübergreifende, neue Masterstudiengänge.

Das Konzept ist nicht billig: 22 Millionen Mark kostet allein der Bau, 40.000 Mark jeder Studienplatz pro Jahr. Trinks hat sein NIT- Konzept auf Sponsorengelder und Spenden ausgerichtet. Mit Erfolg: Die Körber-Stiftung finanziert das Gebäude, für bislang 25 Stipendien gibt es feste Zusagen. Im Oktober 1999 wird das NIT den Lehrbetrieb aufnehmen.