Transrapid sprengt Kasse 10 Milliarden für die Trasse

■ Gutachten im Auftrag der Bahn AG: Die Streckenführung kostet mindestens 2,5 Milliarden mehr als bisher behauptet. Tröge aus Beton statt Stelzen im märkischen Sand

Berlin (taz) – Die Kosten für den Transrapid laufen schneller davon, als die Magnetbahn je fahren wird. Zwischen 8,6 und 10,1 Milliarden Mark wird allein die Trasse zwischen Hamburg und Berlin kosten, wie die taz aus gutunterrichteten Kreisen unmittelbar vor den Koalitionsverhandlungen zur Verkehrspolitik erfuhr. Diese Summen haben Gutachter der Fernau Consulting in Potsdam im Auftrag der Deutsche Bahn AG errechnet. Die Bahn AG, die das Finanzierungsrisiko der Strecke trägt, rechnet offiziell noch mit 6,1 Milliarden Mark. „Die Zahlen haben Bestand“, behauptete auch gestern der Sprecher der Magnetschnellbahnplanungsgesellschaft (MPG) in Schwerin. Eine Fernau Consulting „kenne ich nicht“, sagte er. Sofern er dies guten Glaubens gesagt hat, bestätigt der Mann damit, daß die brisante Studie bei der Bahn Chefsache ist und unter Verschluß gehalten wird. Die Unternehmensberatung sagte nämlich der taz, ein Gutachten im Auftrag der Deutschen Bahn erstellt zu haben.

Laut der Untersuchung sind die Kosten allein für den Ankauf der Grundstücke auf fast das Doppelte gestiegen. Rund 770 Millionen Mark werde der Erwerb kosten. Ursprünglich war die bundeseigene Bahn von rund 400 Millionen Mark für den Grund und Boden ausgegangen. Aber die Haus- und Grundbesitzer zwischen Hamburg und Berlin wollen zum Teil nicht verkaufen oder beanspruchen zusätzlich zum Grundstückspreis Entschädigungen. Allein die Deutsche Telekom in Berlin-Spandau fordert eine zweistellige Millionensumme für den Umzug. Diese Kosten waren bisher nicht eingerechnet.

Weit teurer noch als Grund und Boden wird die Bahn der Fahrweg kommen. Da der Transrapid zu 60 Prozent auf dem Boden oder unmittelbar darüber sausen soll, muß der Untergrund der Trasse sehr fest sein. Der natürliche Untergrund besteht aus märkischem Sand: Tröge aus Beton müssen her. Ein Meter Betontrog kostet laut niedersächsischer Straßenbauverwaltung zwischen 20.000 und 30.000 Mark. Im teuersten Fall kostet also die Betontrasse mit bis zu 100 Meter breiten Sicherheitsschneisen 8,9 Milliarden Mark.

Die von der Bahn in Auftrag gegebene Studie könnte zu einer der wenigen verkehrspolitisch sinnvollen Taten von Bahn- Chef Johannes Ludewig werden. Da seine Tage an der Spitze des Bundesbetriebes wohl gezählt sind, kann sich sein mutmaßlicher Nachfolger – der Volkswagen-Vorstand Klaus Kocks – schon vorab mit einer schweren Erblast auseinandersetzen. Ulrike Fokken