Kommentar: Gewässer sollen büßen
■ Populismus schwimmt auf Kellerfluten
Nicht ohne Verstand ist das klassische Bremer Haus ohne Keller und mit einem erhöhten Erdgeschoß über dem Souterrain konzipiert worden. Rund um die zentrale Düne am Weserufer ist Bremen ein feuchtes Terrain. Daß weite Teile der Stadt mit den Füßen im Wasser stehen, müßte auch all jenen Hausbesitzern bekannt sein, die sich nach äußerst seltenen Regengüssen – verständlicherweise – vor stinkender Abwasserbrühe in ihren Souterrains und Kellern ekeln.
Unverständlich bleibt hingegen, warum die Aufregung über die Keller, die im Bremer Westen und anderswo nach Unwettern vollaufen, zu einem Umweltfrevel führen sollte. Noch dazu, wenn auch ein Öffnen der Überläufe das Hochwasser nicht verhindern kann.
Seit 1906 ist es im Baurecht vorgeschrieben, wie Keller gegen zurückgestautes Dreckwasser zu sichern sind. Offenbar hat kaum jemand darauf gedrängt, daß diese Vorschrift auch eingehalten wird. So entpuppt sich nach der Prüfung durch die Abwasserexperten die Forderung der Bürgerschaftsmehrheit als blanker Populismus. Man schiebt den Schwarzen Peter für die Sauerei den Umweltschützern in die Schuhe: Die halten die Gräben im Blockland sauber, dafür fließt der Dreck in unsere Häuser. So kann man Aktivismus bei einem emotionsgeladenen Thema heucheln, das zum Beispiel viele in der SPD als mitentscheidend für die Bürgerschaftswahl ansehen.
Joachim Fahrun
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