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Das PortraitDie Frau nach Gerhard Schröder

■ Edelgard Bulmahn

„Wirkliches Teamwork“ versprach Edelgard Bulmahn, als sie sich am Samstag um das Amt der SPD-Parteichefin Niedersachsens bewarb. Dialog und Kooperation – das gab es unter ihrem Vorgänger Gerhard Schröder eben weniger. Eher den diktatorischen Stil. Der Parteitag gab der 47jährigen Bulmahn 94 Prozent der Stimmen und schickte Schröder samt Pferdekuß nach Bonn.

Edelgard Bulmahn war schon immer auf dem linken SPD-Flügel einzuordnen. Die Tochter eines Binnenschiffers und einer Friseuse ist in Hannover-Linden beheimatet, einer Hochburg der Linken. Im Bundestag ist es nicht anders. Zum vierten Mal zieht sie per Direktwahl aus ihrem Wahlkreis Hannover-Süd ins Parlament – um dort die „parlamentarische Linke“ ihrer Fraktion zu stärken. In der SPD gehört sie inzwischen zu einem der führende Köpfe des „Frankfurter Kreises“ der SPD-Linken.

Ihre Bonner Termine absolviert Bulmahn nicht mit dem Dienstwagen, sondern mit dem Fahrrad. Die Nichtraucherin hat in Hannover Politische Wissenschaften und Anglistik studiert, bis 1986 arbeitete sie als Gymnasiallehrerin. Wenn sie, die Forschungs- und Bildungsexpertin SPD-Bundestagsfraktion, tatsächlich zur Bundesministerin gekürt wird, dürfte die Radfahrerei ein Ende haben. Als eine „zielstrebige und hartnäckige Arbeiterin“ beschreibt sich die schlanke, rothaarige Frau selbst. Als „gründlich, immer bis ins Detail informiert“ sehen sie Parteifreunde aus Hannover. Anders als ihrer Vorgänger im Parteivorsitz sei Bulmahn „der Intrige unfähig“.

Wenn Bulmahn Bundesministerin für Bildung und Forschung wird, was keine ausgemachte Sache ist, will sie endlich die Bafög-Reform auf den Weg bringen und Studiengebühren per Bundesgesetz verbieten. Sie hat aber auch die Forschungsinstitute des Bundes im Auge. Die will sie entbürokratisieren, nicht mehr jede einzelne Personalstelle soll den Max- Planck- und Fraunhofer-Instituten vorgeschreiben werden. Die sollen eigene Gesamtetats bekommen – um selbständig zu wirtschaften.

Wenn in Bonn die Personalien zwischen Rot und Grün verhandelt werden, rechnet sich Edelgard Bulmahn gute Chancen, Ministerin für Bildung zu werden, aus. Sie sieht „in der SPD keine Konkurrentin“ für dieses Amt. Konkurrenten aber gibt es genug. Jürgen Voges

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