Das Portrait
: Sportsfreund wirft das Handtuch

■ Hermann Schaufler

Immer laut, selten leise: Der gestern zurückgetretene badenwürttembergische Verkehrsminister Hermann Schaufler (CDU), das sagen auch seine Feinde fast anerkennend, war immer gut für eine Schlagzeile. Unter Lothar Späth begann er seine Laufbahn 1988 als Staatssekretär, 1989 wurde er Wirtschaftsminister. 1991 warf man dem Juristen und Wirtschaftswissenschaftler vor, das illegale Glücksspiel eines griechischen Spielkasino- Betreibers gedeckt zu haben, der gleichzeitig als V-Mann für die Kripo tätig war. Schaufler bestritt dies heftig.

1992 wechselte er nach Bildung der Großen Koalition im Ländle ins Verkehrsministerium und übernahm vor zwei Jahren auch das Umweltressort. Durch spontanes Aussprechen unpopulärer Gedanken machte er sich auch in den eigenen Reihen häufig unbeliebt. Der Ausstieg aus der Atomenergie, verkündete er vor einem Jahr, sei für ihn „kein Weltuntergang“. Sein Einsatz für den Ausbau des Schienenverkehrs sowie sein Bekenntnis zur Förderung alternativer Energien verschaffte ihm seither auch bei politischen Gegnern Respekt.

Durchsetzungsvermögen mußte Schaufler schon in der Kindheit als eins von fünf Geschwistern entwickeln. Der sozialdemokratische Vater starb früh an den Folgen einer Kriegsverletzung, die Mutter sorgte dafür, daß Schaufler das Gymnasium besuchen konnte. 1963 trat er als Schüler in die Junge Union ein und wurde zwei Jahre später CDU-Miglied. 1975 wurde er Stadtrat in Reutlingen, 1979 Kreisrat. 1981 übernahm er die Parteikasse seines Bezirks. 1980 zog er in den Landtag ein und wurde seither stets wiedergewählt. Der Abgeordnete Schaufler bediente sich einer deftigen Sprache. So bezichtigte er die Grünen der „Gemeinschaft mit Verbrechern und Terroristen“.

In den letzten Monaten geriet Schaufler immer mehr unter Druck. Eine Spende der landeseigenen Verkehrsbetriebe an den SSV Reutlingen, dessen Präsident Sportsfreund Schaufler ist, beschäftigte die Öffentlichkeit wochenlang. Schaufler wehrte sich vehement gegen die Vorwürfe und sprach nicht von Rücktritt. Statt dessen kündigte er an, seine zahlreichen Ehrenämter und Beirats- und Aufsichtsratsposten aufgeben zu wollen. Den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und der neuen Enthüllung der Vatikan-Spende fühlte er sich nun nicht mehr gewachsen. Heide Platen