Minister scheitert am Papst

CDU-Verkehrsminister Schaufler trat gestern im Stuttgarter Landtag zurück. Staatsanwalt ermittelt wegen Spenden an Vatikan und Fußballverein  ■ Aus Stuttgart Heide Platen

Während der ersten Herbstsitzung des Stuttgarter Landtags ist Baden-Württembergs Verkehrs- und Umweltminister Hermann Schaufler (CDU) gestern Knall auf Fall zurückgetreten. Vor der Sommerpause hatte der 51jährige den von der Opposition geforderten Rücktritt noch strikt abgelehnt. Kollegen vermuten, daß ihn aber nicht die aktuelle Landtagsdebatte über eine Spendenaffäre von 1996 zu dem Schritt veranlaßt habe. Vielmehr hätten neue Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und eine weitere Spendenaffäre seinen Rücktrittswunsch beschleunigt.

Danach hat Schaufler dem Papst im vorigen Herbst bei einem Besuch einen Scheck über 10.000 Mark überreicht. Von denen stammten 8.000 Mark von der landeseigenen Südwestdeutschen Verkehrs AG (SWEG), deren Aufsichtsratsvorsitzender Schaufler ist. Die Transaktion zugunsten der Erdbebenopfer von Assisi wurde auf Drängen des Ministers vom Direktor des Landestourismus-Verbands über dessen Marketing-GmbH zwischenfinanziert. Schaufler ist Präsident des Verbands und Aufsichtsratschef der GmbH. Gestern teilte Schaufler mit, er sei sich keiner Schuld bewußt und griff die Staatsanwaltschaft an. Er war schon im Sommer ins Gerede gekommen, weil die SWEG nicht nur an den Papst spendete, sondern auch den maroden Fußballverein SSV Reutlingen mit 45.000 Mark bedachte, dessen Präsident ebenfalls Schaufler ist. In einer Pressekonferenz erklärte er, die SWEG sei nur für einen anonymen Spender in Vorlage getreten. SWEG-Chef Hansjörg Kraft wurde dennoch vorsorglich zum Jahreswechsel in den Vorruhestand versetzt. Bereits seit dem 2. Oktober ist Kraft beurlaubt.

Inzwischen teilte die Staatsanwaltschaft Offenburg mit, daß es nicht nur bei der SWEG, sondern auch in der Buchhaltung des Reutlinger SSV Unstimmigkeiten gebe. Dort seien die 45.000 Mark an keiner Stelle aufgetaucht. Die „für Finanzen zuständigen Organe des Vereins“ hätten den Geldeingang „ausgeschlossen“. Gegen Schaufler werde nun auch wegen Verdachts der Untreue gegenüber dem SSV Reutlingen ermittelt. Ministerpräsident Erwin Teufel kündigte eine Kabinettsumbildung in den nächsten Wochen an. Portrait Seite 13