Neue Fragen für die alte Antwort

■ Feministinnen der 70er Jahre im Diskurs mit den Girlies der 90er

Böse Klischees wurden ausgepackt, als Jessica Nitschke und Silke Burmester ihre Thesen vortrugen: Die Feministinnen der „Siebziger“ in ihren „lila Latzhosen“ seien „dogmatisch“, spaßfeindlich und hätten „keine Ahnung“ von der Realität jüngerer Frauen.

„Nicht ohne eure Töchter“ lautete der Untertitel der Veranstaltung „Neuer Feminismus – zum Selbstverständnis junger Frauen“. Silke Burmester, bei der Szene beschäftigt und Mit-Herausgeberin des Girlie-Fanzines Planet Pussy, und Jessica Nitschke, Studentin und freie Journalistin, formulierten einen Generationskonflikt der guten alten Art: Sie wollten nicht als „unpolitisch“ abgestempelt werden, wenn sie mit Männern zusammenarbeiteten, freimütiger mit sexuellen Symbolen umgingen und die Chiffren der „70er“-Feministinnen mieden.

Sie verstünden sich als „Girlies“ in dem vom US-amerikanischen Frauen-Punk übernommenen Sinne und nicht als die Gretchenzopf-Blondinen, die Spiegel, Viva und andere Kommerzmedien daraus gemacht haben. Die anwesenden „Mütter“ des Feminismus, Frauenbeauftragte, „Pro-Familia“-Akti-vistinnen und einige von der Veranstalterinnen-Riege, waren bestürzt bis begeistert, auf soviel Vehemenz zu stoßen, legten allerdings Wert darauf, nicht in alle der genannten Stereotypen zu passen. „Ihre“ Frauenbewegung sei nie so homogen gewesen, wie die beiden selbsternannten Töchter es gerne hätten.

Kaum eine Debatte an diesem Wochenende verlief so hitzig und enthusiastisch wie diese, schien sie doch die Entgegnung auf den Titel der FrauenTage – „Die Antwort ist Feminismus – und wie war noch mal die Frage?“ gleich mitzuliefern. „Wie kommen wir heil und zusammen ins nächste Jahrtausend?“ zum Beispiel.

Ulrike Winkelmann