Ausstieg? Ach was

■ HEW finden Atomkonsens-Gespräche mit Rot-Grün in Bonn ganz wunderbar

Johannes Altmeppen, Sprecher des Atomstromkonzerns Hamburgische Electricitätswerke (HEW), hatte gestern Grund zur guten Laune: Gegen die von der künftigen rot-grünen Bonner Koalition vereinbarten „Energiekonsensgespräche“ habe er nichts einzuwenden. Denn um den Atomausstieg „geht es nicht“. Im Gegenteil: „Diese Gespräche haben das Ziel“, so Altmeppens Interpretation, „Arbeitslosigkeit abzubauen und den Wirtschaftsstandort zu sichern.“

„Dumm“ sei es, wenn die AKW-Gegner mit „Maximalforderungen“ glaubten, „im Vorwege die andere Seite erpressen zu müssen“. Die Frage, welcher der vier Reaktoren um Hamburg als erster vom Netz gehe, sei folglich „irrelevant“.

Mit der Einschätzung, daß aus dem erhofften Atomausstieg so schnell nichts wird, steht Altmeppen nicht allein da. Der BUND, der zumindest die Altmeiler Brunsbüttel und Stade gern abgeschaltet sähe, wertete die Bonner Einigung als „Schlag ins Gesicht der AKW-Geg-ner“. Statt einer klaren Ausstiegs-Zeitschiene seien bloß Gespräche vereinbart worden. Das bemängelte auch der Hannoveraner Atom-Experte Helmut Hirsch, der Regierungen und Umweltverbände wie Greenpeace berät. Paul Grosse-Wiesmann, Sprecher der LAG Energie der Hamburger Grünen, dagegen sagte, das Verhandlungsergebnis sei „vielleicht nicht das allerschlechteste“. Doch müßten die grünen Minister in Bonn „Rückgrat“ zeigen. Der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Axel Bühler mochte „keine Stellungnahme“ abgeben, solange „noch verhandelt wird“.

Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI Lüchow-Dannenberg, ist „skeptisch“, daß die Endlager-Pläne für Gorleben wirklich vom Tisch seien. Er rechnet mit weiteren Castor-Transporten: „Wir werden uns querstellen. Auch unter Rot-Grün.“

Kerstin Domscheit, Sprecherin des urlaubenden grünen Hamburger Umweltsenators Alexander Porschke, hält die Verhandlungen dennoch für „einen Erfolg“. Der Versuch, Konsens zu finden, sei der richtige Weg. Ähnlich zahm reagierte der atomkritische Kieler SPD-Energieminister Claus Möller. Der „Einstieg in den Ausstieg“ sei „geschafft“, wenn auch nur auf dem Papier. Und das, so sein Sprecher Marco Carini, sei wichtiger, „als das Datum festzulegen für das Abschalten des letzten Reaktors“. hh