Solarenergie, Baubiologie und viele gerettete Frösche

■ Umweltschutz ist zentrales Anliegen der Olympia-Organisatoren. Wenn Dioxinschlämme zu entsorgen sind, dienen die Kosten zumindest dem sauberen Image. Und Greenpeace paßt auf

Sydney (taz) – Sydney 2000 sollen die umweltfreundlichsten Olympischen Spiele werden, die es je gegeben hat. Das jedenfalls behauptete 1993 stolz das Australische Olympische Kommitee und erhielt nicht zuletzt aus diesem Grund den Zuschlag vom IOC. Die Tatsache, daß die Umweltorganisation Greenpeace maßgeblich an der Planung des Projektes beteiligt war, hatte in Lausanne einigen Eindruck gemacht.

Auch wenn Kritiker durchaus zu Recht sagen, daß trotz Solarzellen und PVC-freien Stromkabeln die Belastung der Umwelt in und um Homebush enorm ist: Sydney 2000 ist heute so „grün“ wie nur möglich. Jeder Ersteller einer Anlage hat sich an strikteste Vorschriften zu halten, was die Energieeffizienz, den Wasserverbrauch, die verwendeten Materialien und die Entsorgung angeht.

Ein Paradestück ist das Athletendorf, erstellt nach den Prinzipien umweltgerechten Bauens und mit Solarzellen elektrisch versorgt. Die Verpflichtung, das Gelände sowenig zu belasten wie nur möglich, nahm gelegentlich fast skurrile Formen an. Eine Kolonie seltener Frösche wurde mit Millionenaufwand umgesiedelt, um einem Stadion Platz zu machen. Die andere, weniger schöne Seite ist der Standort selbst.

Nicht gerade geholfen hat den Bauverantwortlichen, daß die olympischen Anlagen ausgerechnet auf einem der am meisten kontaminierten Gelände Australiens liegen. Nicht nur diente Homebush noch bis vor wenigen Jahren als Halde für Industriemülll. Die Verseuchung der Wasserwege mit dioxinhaltigem Abfall bereitet der Regierung seit Jahrzehnten Kopfzerbrechen. Greenpeace-Aktivisten, die das Gelände 1997 untersuchten, erklärten, daß die Kontamination 60mal größer sei als die 1976 in Seveso produzierte Verseuchung. Diese Sünden der Vergangenheit kosten heute Dutzende von Millionen Dollar. Für die Entsorgung des dioxinhaltigen Schlamms im Hafenbecken hat die Regierung nach jahrelangem Druck der Umweltverbände endlich 21 Millionen Aussie-Dollar (23 Millionen Mark) freigegeben. Wann die Arbeiten jedoch beginnen, ist noch nicht bekannt. Der Abtransport des vergifteten Erdreichs auf dem Olympiagelände, taten die Verantwortlichen kund, sei dagegen mehrheitlich abgeschlossen. „Für Athleten und Besucher besteht keine Gefahr“, sekundieren die zuständigen Wissenschaftler.

Auch Michael Bland, Olympia- Verantwortlicher bei Greenpeace, ist mit der Leistung des Organisationskomitees Socog sehr zufrieden. Das war nicht immer so: „Es wurde mehr erreicht, als wir vor ein paar Jahren erwartet hatten, als sich Sydney buchstäblich den Weg nach oben erschwindelte.“ Auch heute bestünde noch „viel Raum für Verbesserungen“. Ziel sei es, jetzt Großsponsoren wie Coca- Cola vom Sinn umweltgerechter Verpackung zu überzeugen [kompostierbare Bio-Büchsen, grünbepunktet?, d. Red.].

Bland überwacht die Einhaltung der Versprechen, die Socog in Lausanne gemacht hat. Der jüngste Dorn im Auge der Umweltlobbyisten waren die drei offiziellen Maskottchen von Sydney 2000: Syd, das Schnabeltier, Oly, der Kookaburra (Vogelart) und Millie, der Ameisenigel. Verschiedene Hersteller hatten die geldbringenden Püppchen aus giftigem PVC hergestellt und damit klar gegen Richtlinien verstoßen. uw