Das Portrait
: Ex-Kommunist und Linksdemokrat

■ Massimo D'Alema

In seinem Auftreten, seinen Äußerungen, seinem Umgang und auch seinem Lebensstil erfüllt der 49jährige Massimo D'Alema so richtig, was der italienische Normalverbraucher von einem „starken“ Mann in seinem Land erwartet: scharfzüngige, druckreife und doch hinreichend simplifizierende Statements, eine gepflegte, aber nicht extravagante Erscheinung, ein wenig Frauentyp und ein wenig entrückter Staatsmann.

Ein Leben wie aus dem Apparatschik-Bilderbuch, doch gleichzeitig auch wieder in entscheidenden Momenten wesentlich zugreifender, als man sich Parteibürokraten vorstellt: Jahrelang machte Massimo D'Alema die Ochsentour im Vorsitz der KP-Nachwuchsorganisation FCGI, ließ sich vom charismatischen Kommunistenführer Enrico Berlinguer ins Politbüro holen und saß dort relativ ruhig herum. Doch dann trickste er alle Konkurrenten aus und wurde Organisationschef der Partei.

Die Kärrnerarbeit bei der Ausbootung der alten Führungsriege überließ er seinem innerparteilichen Widerpart Achille Ochetto, und als der dann Parteichef wurde, hielt D'Alema regelrecht penetrant zu ihm. So penetrant, daß sich die Partei, die sich inzwischen in „Demokratische Partei der Linken“ (PDS) umbenannt (und dabei ihren linken Flügel verloren) hatte, nach einigen Wahldebakeln am liebsten auch von D'Alema trennen wollte.

Da aber mußten die Genossen plötzlich erkennen, warum D'Alema so lange zu Ochetto gehalten hatte. Er hatte systematisch den gesamten Parteiapparat in den Griff bekommen, und der wählte ihn in klarem Gegensatz zum Votum der Basis zum Sekretär der Partei.

Die nach Berlusconis Sturz eigentlich fälligen Neuwahlen wußte er, der nun als fähigster Stratege der italienischen Politik galt, so lange zu verhindern, bis die Zeichen günstig standen – um sich dann aber doch erstmal „zur Probe“ hinter dem im Volk gut ankommenden Romano Prodi zu verstecken. Dem überließ er nun wieder die undankbare Arbeit des Eintritts in die erste EU- Gruppe, die zwar nationalen Stolz, aber mittlerweile aufgrund der gebrachten Opfer auch viel Unmut ausgelöst hat. Nun hat Romano Prodi, der Mohr, ausgedient, und nun will der Chef selbst ran: Der Auftrag zur Regierungsbildung stellt den bisherigen Höhepunkt im Machtstreben D'Alemas dar. Werner Raith