Jost Stollmann findet neue Koalitionspartner

■ Die FDP bietet dem Unternehmer Mitarbeit an, CDU sieht in ihm einen Mann der Ehre

Bonn/Berlin (AFP/taz) – Der Unternehmer Jost Stollmann hat unter anderem wegen eines Streits über die Konjunkturberichterstattung auf das Amt des Bundeswirtschaftsministers verzichtet. Der künftige Kanzler Gerhard Schröder (SPD) sagte gestern, der parteilose Stollmann sei nicht damit einverstanden gewesen, daß die Referate für Europa und für die Berichterstattung über die Konjunkturentwicklung aus dem Wirtschaftsressort ausgegliedert und an das Finanzressort unter SPD-Chef Oskar Lafontaine übertragen werden sollen. Laut Schröder hatte Stollmann seinerseits verlangt, daß die Zuständigkeit für die Geld- und Kreditpolitik vom Finanz- an das Wirtschaftsministerium übertragen wird. Dies verweigerte Schröder.

Schröder betonte, der von ihm geplante Neuzuschnitt des Finanzministeriums sei notwendig, um die deutsche Politik auf internationaler Ebene zu stärken. Er bedauere den Verzicht Stollmanns. Weniger bedauerlich fand das der SPD- Umweltexperte Hermann Scheer. „Stollmann ist kein Verlust“, sagte er der taz. „Es war nicht erkennbar, wo er Akzente setzt.“ Das stört die FDP nicht. FDP-Chef Wolfgang Gerhardt bot Stollmann eine Mitarbeit in der FDP an. Sein Rückzug sei jedoch „der personifizierte Wählerbetrug an der Neuen Mitte“. Gerhardt erinnerte daran, daß Schröder immer wieder versprochen habe, Stollmann werde nach der Wahl ins Kabinett eintreten. Jetzt erweise sich dieser als reiner Wahlkampflockvogel für bürgerliche Wähler. Seine Begründung für den Rückzug sei unglaubwürdig. Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, es gereiche Stollmann zur Ehre, daß er sich der rot- grünen Politik verweigere. Er sei sich zu schade gewesen für das, was SPD-Chef Oskar Lafontaine ihm habe übriglassen wollen: „den Job eines Ministers für Messeeröffnungen“.