Trillern für die Liebe

Auf die gesellschaftsverändernde Wirkung seiner neuen elektronischen Anbändelhilfe „Flirtgetty“ setzt Herr Imberi  ■ Von Eberhard Spohd

Das Balzverhalten ist eine der verwickeltsten Instinkthandlungen im Tierreich. Paarungswillige Männchen, die auf der Suche nach gleichgesinnten Weibchen sind, müssen ganz bestimmte Muster an den Tag legen, um beeindruckend, beschützend oder einfach nur cool genug zu wirken. Das ist zwar beim Menschen so anders nicht, soll sich aber nach Meinung des Geschäftsführers der Spielwarenfirma Dick, Stefan Imberi, bald ändern.

„In Japan wurden riesige Stückzahlen von elektronischen Flirthilfen abgesetzt“, erklärt der 32jährige Manager, „da habe ich gedacht: Boah! Das ist was für Deutschland.“ Und ließ flugs das „Flirtgetty“ – Ladenpreis knapp 50 Mark – entwickeln. Die kleine, graue Plastikniere läßt sich bequem am Schlüsselbund tragen und beginnt zu pfeifen, sobald im Umkreis von 15 Metern ein gegengeschlechtliches „Flirtgetty“ auftaucht. Ein kurzer Blick auf das Display klärt den Träger darüber auf, ob beim Antagonisten dieselbe Interessengruppe eingestellt ist.

Zu kompliziert? Dann einfacher: Knöpfe drücken, bis Thema Musik – wahlweise auch „Sport“, „Just for Fun“ und ganz geheimnisvoll „?“ – blinkt, und warten, bis es klingelt. Dann Mann oder Frau ansprechen, verabreden, tanzen etc. So zumindest will es Imberi den Singles zwischen 20 und 30 weismachen. Und erkennt gar die soziale Wirkung seines Spielzeugs: „Daß man nicht mehr so blind aneinander vorbei geht, könnte die Gesellschaft verändern.“ Wenn genügend Singles das Wunderwerk radioelektronischer Technik erwerben und mit sich spazierenführen. Denn nicht in Discotheken soll das Liebes-Tamagotchi zum Einsatz kommen – „da ist es so laut, daß man das Pfeifen nicht hört“ – sondern im Alltag, solange die Batterie hält, laut Imberi „so drei Wochen bei einem täglichen Bedarf von zwei Stunden“.

Den Weg in die strahlende gemeinsame Zukunft, ob für eine Nacht oder länger, kann nun finden, wer über 14 Jahre alt ist. Für Jüngere ist das Gerät laut Gebrauchsanweisung leider nicht geeignet. Natürlich sei das keine rechtlich bindende Vorschrift, stellt Imberi klar, „aber mit 14 ist man noch nicht Single in dem Sinne. In dem Alter sollte man seine Freundinnen und Freunde noch so finden.“ Also über das komplexe Balzverhalten. Macht ja auch mehr Spaß.