Tram über den Alex sprengt Kostenplan

■ Bereits vor der Eröffnung der neuen Tramlinie im Dezember steht fest, daß die 2,9 Kilometer lange Strecke mehr als 48 Millionen Mark kosten wird. Grüne kritisieren teuren Leitungsbau. Nach Eröffnung k

Noch bevor die Tram am Alex im neuen Gleisbett fährt, hat sie den Kostenrahmen bereits gesprengt. Wie Winfried Rönsch, der Leiter des Referats Bahntechnik bei der Senatsverkehrsverwaltung, der taz bestätigte, werde der Neubau der 2,9 Kilometer langen Strecke von der Greifswalder Straße über den Alexanderplatz zum Hackeschen Markt weitaus teurer als die veranschlagten 48 Millionen Mark. Eine genaue Summe wollte Rönsch allerdings noch nicht nennen. Die neue Straßenbahnlinie soll trotz zahlreicher Schwierigkeiten am 18. Dezember eröffnet werden.

Laut Rönsch war es vor allem die Sanierung maroder Versorgungsleitungen, die den Preis für die neue Straßenbahn in die Höhe trieb. Darüber hinaus seien die Bauarbeiter überall auf bislang unbekannte Schächte oder Fundamentreste gestoßen. Rönsch bestätigte, daß der Preis für die unterirdischen Leitungsbauten wie schon bei der Verlängerung der Tram von Prenzlauer Berg nach Wedding einen Großteil der Baukosten ausmachte.

Damit setze der Senat seine tramfeindliche Piolitik fort, kritisiert der grüne Verkehrspolitiker Michael Cramer. „Das Land finanziert den Leitungsbau, obwohl Wasserbetriebe, Bewag oder Telekom nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs selbst dafür aufkommen müssen“, sagt Cramer. Dies bestätigte auch Matthias Horth vom Fahrgastverband Igeb. „In anderen Städten“, so Horth, „müssen die Versorger die Leitungen auf eigene Rechnung sanieren.“

Für das an chronischem Geldmangel leidende Berlin steht eine vollständige Abwälzung der Sanierungskosten freilich noch immer nicht zur Diskussion. Noch im Juli dieses Jahres antwortete Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) auf eine parlamentarische Anfrage Cramers, daß das Urteil des Bundesgerichtshofes für Berlin keine Bedeutung habe. Allerdings, so Klemann, habe man sich mit der Bewag darauf geeinigt, daß das Land Berlin nur noch zwischen 51 Prozent und zwei Drittel der Kosten übernehme. Bei der Gasag finanziert die öffentliche Hand 50 Prozent der Kosten, wenn die Leitungen nicht älter als acht Jahre sind.

Für Cramer ist das allerdings noch immer zuviel des Guten. Für den Bündnisgrünen steht deshalb außer Zweifel, daß der Senat den Bau der Tram absichtlich teuer mache, weil er politisch nicht gewollt sei.

Unterdessen wurden im Bezirksamt Mitte erneut Zweifel laut, ob der geplante Eröffnungstermin zum 18. Dezember überhaupt zu halten sei. Vor allem am sogenannten „Mollknoten“ an der Ecke Mollstraße/Greifswalder Straße sowie am Hackeschen Markt herrsche ein unvergleichliches Chaos. Spekulationen über eine mögliche Verschiebung wies Senatsmitarbeiter Winfried Rönsch allerdings zurück. „Wir gehen davon aus, daß alles klappt“, so Rönsch. Er wollte allerdings nicht ausschließen, daß er auch nach Inbetriebnahme der Strecke „zeitweilige Unterbrechungen, etwa an Wochenenden“, gebe. Das betreffe vor allem die Nachbesserungsarbeiten am Mollknoten, wo der durchgängige Betrieb von der Greifswalder Straße zur Otto-Braun-Straße noch nicht möglich ist.

Für Michael Cramer spielt der Eröffnungstermin ohnehin nicht mehr die entscheidende Rolle. „Wenn der Senat in der Verkehrspolitik acht Jahre schläft, läßt sich das nicht in ein paar Wochen wettmachen.“ Der bündnisgrüne Tramfreund plädiert deshalb dafür, sich lieber noch einige Wochen Zeit zu lassen, um die Kosten wegen Tag-und-Nacht-Arbeit sowie möglichen Pfuschereien nicht noch mehr in die Höhe zu treiben. Uwe Rada