Mehr Zeitwohlstand ausstellen

Wirtschaftssenator Mirow präsentiert Hamburgs Projekte für die Expo und hofft auf zwei Millionen zusätzliche Touristen  ■ Von Jakob Michelsen

Die Weltausstellung „Expo 2000“ in Hannover wirft ihre Schatten voraus, und Hamburg wird von ihren Ausläufern nicht verschont bleiben. Zwei Millionen zusätzliche BesucherInnen erwarte die Tourismuszentrale anläßlich des Mega-Events in der Hansestadt, drohte Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) gestern in der Handelskammer. Zusammen mit deren Präses Nikolaus Schües wohnte er der Registrierung von sieben Hamburger Projekten bei, die von der Expo-GmbH als sogenannte „Weltweite Projekte“, das heißt als Außenstellen der Weltausstellung, angenommen wurden. Kriterien waren laut Christian Ahrens, Leiter des Bereichs „Weltweite Projekte“, Innovativität, gesicherte Finanzierung, Übertragbarkeit auf andere Regionen und Dauerhaftigkeit über die Expo hinaus.

Das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY), Aushängeschild der physikalischen Grundlagenforschung in Hamburg, will in einer eigens erbauten Halle auf seinem Gelände in Bahrenfeld den Bau eines 300 Meter langen supraleitenden Röntgenlaser-Mikroskops vorführen, durch das atomare Strukturen in Körperzellen sichtbar gemacht werden können. Im Max-Planck-Institut für Meteorologie sollen den BesucherInnen mittels Computersimulationen die Folgen durch den Menschen verursachter Klimaveränderungen verdeutlicht werden.

Einige umwelttechnische Projekte reagieren darauf, daß sich schadstoffbelasteter Schlamm nicht mehr ganz so einfach wie früher auf Deponien abkippen läßt: So wird ein Verfahren präsentiert, mit dem die feinkörnigeren Bestandteile (sogenannter Schluff), die besonders stark belastet sind, zu einem größeren Teil als bisher entgiftet und wiederverwendet werden können. Eine Ziegelei will aus Baggergut, insbesondere Hafenschlick, Ziegelsteine gewinnen, und die Hamburger Stadtentwässerung stellt eine neue Verbrennungsanlage für Klärschlamm vor.

Dann ist da noch das städteübergreifende Projekt „Zeiten der Stadt“, dessen Ziel ein smarter Volkswirt am Infostand nebulös mit „mehr Zeitwohlstand für alle“ umschreibt. In dessen Rahmen will das Hamburger Senatsamt für die Gleichstellung die Zeitkoordination zwischen DienstleisterInnen (zum Beispiel Banken, ÄrztInnen und Behörden) einerseits und berufstätigen Müttern andererseits verbessern.

Wirtschaftssenator und Handelskammerchef zeigten sich befriedigt, daß das Hannoveraner Großereignis wenigstens ein bißchen auf Hamburg abfärbt. Die Hansestadt, versprach Mirow, werde sich als das präsentieren, was sie nunmal sei: eine „attraktive“ und „liebenswerte“ europäische Metropole.