Tote im Westjordanland

■ Proteste nach den Morden an einem Siedler und einem palästinensischen Bauern

Jerusalem (dpa) – Rechtsgerichtete Israelis haben gestern bei der Beerdigung eines vermutlich von Palästinensern erschossenen jüdischen Siedlers von der Regierung verlangt, die jüngsten Nahost- Vereinbarungen nicht einzulösen. Vor mehr als 1.000 Trauergästen rief ein Rabbiner Regierungschef Benjamin Netanjahu auf, „zu reparieren, was du ruiniert hast“. Die Siedler trugen den 29jährigen Danny Vargas zu Grabe, der am Vortag in Hebron im Westjordanland erschossen worden war.

Unterdessen kam es in der Nähe zweier Flüchtlingslager im Norden Jerusalems zu Ausschreitungen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten. Mehrere hundert Palästinenser protestierten gegen die Ermordung des 65jährigen palästinensischen Bauern Muhammad Salmut. Er war in der Nähe der jüdischen Siedlung Itamar am Vorabend erschlagen gefunden worden.

Israels Staatspräsident Eser Weizman forderte ein Ende der „Aufhetzung“ rechtsextremer Juden gegen Netanjahu. Dutzende rechtsorientierter Gegner des israelischen Truppenabzugs aus weiteren Teilen des Westjordanlands hatten am Vortag vor dem Haus von Netanjahu in Jerusalem protestiert.

Der PLO-Vertreter in Ost-Jerusalem, Faisal Husseini, rief gestern die arabische Bevölkerung Jerusalems auf, sich nicht an der Kommunalwahl am 10. November in der Stadt zu beteiligen. Husseini forderte die etwa 170.000 Palästinenser im von Israel annektierten Ostteil der Stadt auf, den seit 30 Jahren dauernden Boykott gegen israelische Kommunalwahlen fortzusetzen. Begründung: Israel wolle durch die Teilnahme der palästinensischen Bevölkerung an der Wahl „Fakten am Boden“ schaffen, bevor ernsthafte Verhandlungen begonnen hätten.