Weiter Wirren um Zilk

■ In der Affäre um Ex-Bürgermeister von Wien wirft Havel Medien Erpressung vor

Prag (taz) – Die Affäre um die angeblichen Aktivitäten des Wiener Ex-Bürgermeisters Helmut Zilk beim tschechoslowakischen Geheimdienst wird in Tschechien immer brisanter. Präsident Václav Havel beschuldigte gestern die Süddeutsche Zeitung, die die Bombe am Wochenende, nur wenige Tage vor einer Ordensverleihung an Zilk, platzen ließ, ihn erpreßt zu haben. Die SZ, so Havel, soll den Leiter seiner Präsidentenkanzlei, Ivan Medek, vor die Wahl gestellt haben: Entweder die Dokumente am 28. Oktober zu veröffentlichen und der ganzen Welt zu zeigen, wie Havel einen ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter auszeichnet. Oder die Dokumente vorher öffentlich zu machen, wobei dann nur Havel komisch dastehen würde, der sich entschließt, einen Orden zu verleihen und dann seine Entscheidung ändert.

Michael Frank, Ex-SZ-Korrespondent in Prag, wies Havels Kritik im ORF zurück. Der Präsident müsse offensichtlich etwas verwechselt haben. Die SZ habe Medek nur zwei Fragen gestellt: Ob es Beweise für die Anschuldigungen gegen Zilk gäbe und ob diese aus einer verläßlichen Quelle stammen. Nicht nur, daß Medek beide Fragen positiv beantwortet habe. Havels Entscheidung, Zilk nicht auszuzeichnen, habe die „Geschichte bestätigt“, so Frank.

Zilk beharrt weiter auf seiner Unschuld. Unterstützung findet er vor allem in seiner Heimat. Auch Tschechen hätten sich gegen Anschuldigungen wehren müssen, für die Stasi gearbeitet zu haben, hieß es im ORF. Aber auch in Prag mehren sich kritische Stimmen. Zilks ehemaliger Prager Kollege, Bürgermeister Jan Koukal, stellte Václav Bendas Rolle in Frage. „Ein demokratischer Staat hat seine Verfassungsorgane, um solche Informationen herauszufinden. Ehemalige Leiter verschiedener Institutionen gehören nicht dazu.“ Alexandra Klausmann