Kommentar: Liebe Radler-Seelen
■ Autofahrern wäre das nicht passiert
Radler sind irgendwie anders. Da werden die Schlösser ihrer Räder von der Polizei massenweise aufgeknackt, und die Fahrräder in einer unbewachten Halle irgendwo abseits und ohne daß man genau wüßte wo, quasi gestapelt – und trotzdem schreien ihre BesitzerInnen nicht laut Protest. Stattdessen nehmen sie den Drahtesel, wenn sie ihn nach stunden-, ja tagelangem Suchen endlich gefunden haben, erleichtert und ein wenig liebevoll unter den Arm – und trotten davon.
Einem Autofahrer könnte das nicht passieren. Der wüßte, wo er nach der vermißten Kiste fragen würde. Von einem bewachten Parkplatz könnte er sie freikaufen. Und wenn das Stinkemobil beim Transport auch nur einen Kratzer abbekommen hätte, wäre der Abschleppdienst dran. Ein Schadenersatzprozeß stünde an, der sich gewaschen hat. Na klar, vorher müßte der Besitzer die Kiste freikaufen, ein paar hundert Mark würde das schon kosten. Aber dafür wäre er ernst genommen.
Anders der Radler. Der schließt sein Rad an, wo er will und fährt, wo er will und das ist solange in Ordnung, wie die anderen ihn und sein städisches Verkehrsmittel so wenig ernstnehmen, wie die Bauherren vom Bahnhof. Besser wäre der Umkehrschluß: Nehmt die Radler ernst – egal ob bei kaputtem Rücklicht, überfahrenem Rotlicht aber auch beim Falschparken. Eva Rhode
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